Geisterstädte im Wilden Westen

Es gibt sie wirklich: Die stummen Zeugen der Vergangenheit, die eine faszinierende Atmosphäre versprühen und Besucher aus aller Welt anziehen. Einsam und verlassen liegen sie im Nirgendwo. In ihren alten Gemäuern sind oft Jahrhunderte voller Geschichte(n) vergraben. Einst waren sie lebendige, geschäftige Orte – heute pfeift nur noch der Wind durch die Straßen und Ruinen. Geisterstädte im Wilden Westen bieten den idealen Schauplatz für gedankliche Zeitreisen.

Terlingua, Texas

Terlingua liegt im mittleren Westen von Texas, in der Nähe des Rio Grande, zwischen den Orten Lajitas und Study Butt. Hier treffen wir auf eine Ghosttown, umgeben von Kakteen, die wirklich lange eine verlassene Minenstadt war, bis Aussteiger mit Freiheitsdrang sie neu entdeckten. Bis in die 40er Jahre wurde in vier Minen Quecksilber abgebaut. In den 20er Jahren deckte der Quecksilberabbau 40% des USA-Bedarfs, bis das Element als wirtschaftlich nicht mehr abbaubar galt und die Siedlung rapide schrumpfte.

Geisterstädte im Wilden Westen: Terlingua, Texas
Photo: Visit Big Bend

Es ist 17 Uhr nachmittags, noch immer knallheiß. Staubtrocken bläst der Wind in unsere Gesichter. Wir sind weg von Trubel und Hektik und blicken auf einen stahlblauen Himmel. Das Auto parken wir vor dem Ortsschild. Zwei zottige, magere Hunde überqueren die Straße und starren uns an als wir in den Ort hinein marschieren. Keine Menschenseele zu sehen. An einer Tankstelle auf dem Weg erfuhren wir, dass wir uns auf die Veranda der Trading Post setzen sollten, auf den Sonnenuntergang warten und einfach nur beobachten sollen bis etwas passiert. Bewaffnet mit eiskaltem Bier tun wir das auch. Langsam versinkt die Sonne am Horizont und der Himmel verfärbt sich rosa violett und wie auf Kommando tauchen aus allen Ecken irgendwelche Gestalten auf. Gekleidet mit Cowboystiefel, Cowboyhut, im Zottel-Look mit auffälligem selbstgemachtem Schmuck und roten Lippen und dazu alte Männer mit grauen Pferdeschwänzen und langen Bärten, die sich wortlos neben uns setzen und in die Ferne starren.

Einige spielen Gitarre, andere singen oder tanzen und wie überall in Amerika werden Geschichten aus der guten alten Zeit erzählt. Genau dann als die Sonne nur noch rot violette Spuren hinterlässt, geht die Party los. Das Abendlicht senkt sich über die Ruinen und überall, wo es ein Dach gibt, wohnt auch jemand. Im einzigen Geschäft vor Ort wird Umsatz gemacht und die Besucher kaufen nicht nur Essen und Getränke, sondern auch die typischen Touristenmitbringsel aus Texas mit dem „Lone Star“, dem Wappenzeichen des Staates. So wie die Menschen aus dem Nichts auftauchten, verschwinden sie auch wieder. Es sieht so aus, als lebten sie den uralten Traum Amerikas: Freiheit! Wer genau das auch erleben möchte, findet reichlich eklektische Unterkünfte in restaurierten Steinhäusern und natürlich auch Bars und Restaurants. Der Friedhof ist einen Besuch wert, denn die schiefen Kreuze oder bröckelnden Grabsteine ehren die Verstorbenen auf eine besondere Art. Auf den Gräbern findet man Krimskrams aus dem Leben der ehemaligen Minenarbeiter von Bier- und Schnapsflasche bis hin zu vergammelten Hüten, Spielzeug und Plastikblumen. Manches mysteriöse Geräusch rauscht durch die Dunkelheit und verursacht hie und da ein klein wenig Gänsehaut. Und die Nähe zum Big Bend Nationalpark, macht diese Geisterstadt besonders attraktiv für Besucher aus Europa.
https://visitbigbend.com/terlingua * http://ghosttowntexas.com/terlingua.html

 

Rhyolite, Nevada

Fährt man von Las Vegas ins Death Valley, liegt Rhyolite in der Nähe der Stadt Beatty an der staubigen Nevada State Route 374. Entstanden ist der Ort 1904, als die ersten Goldsucher im „Bullfrog Mining District“ fündig wurden. Während der Blütezeit 1907, hatte die Stadt bereits ein Elektrizitätswerk und fast 10.000 Einwohner. Es gab an die 50 Minen, eine Post, 20 Hotels, eine Oper, mehr als 50 Saloons, örtliche Zeitungen, sowie Schwimmbad und Krankenhaus. Doch schon etwa ein Jahr später schrumpfte das Goldvorkommen und auch die Einwohnerzahl auf ca. 600. Heute steht Rhyolite unter Denkmalschutz und gilt als Freilichtmuseum, das von der „Rhyolite Preservation Society“ erhalten wird. Die Stadt bestand größtenteils aus Holzhäusern, von denen kaum mehr welche übrig ist. Doch die Ruinen der Bank, des Bahnhofs, der Schule und des Gefängnisses stehen noch. Man kann sich kaum vorstellen, dass Rhyolite um 1910 die drittgrößte Stadt Nevadas war.

Geisterstädte im Wilden Westen: Rhyolite, Nevada
Photo: Laura Rose Robb/Nevada Tourism

Wir fahren durch die flimmernde Hitze, die Sonne brennt und schon aus der Ferne sieht man die Umrisse der von Staub überzogenen Gebäude. Je näher man kommt, desto unheimlicher wird es. Das Auto steht irgendwo im Nirgendwo und es herrscht gespenstische Ruhe. Die größte Sehenswürdigkeit ist das „Bottle House“. Es wurde 1906 aus etwa 50.000 Bierflaschen, die in den damals belebten Saloons weggeworfen wurden, als Wohnhaus errichtet. 2005 wurde das Flaschenhaus mit großem Aufwand renoviert und ist das beliebteste Fotoobjekt der Stadt. Ein weiterer Anziehungspunkt ist das naheliegende Open Air Museum, das Ende der 80er Jahre von einem belgischen Künstler geschaffen wurde. Sieben weiße Geisterskulpturen aus Acryl, genannt „The Last Supper“, sind die einzigen ständigen Bewohner der Stadt. Sonst gibt es einfach nur „Nichts“! Trotzdem lohnt es sich. Es ist verlassen und gruselig, deshalb auch bei Filmemachern beliebt. Gedreht wurden hier in 2005 unter anderem einige Szenen des Films „Die Insel“ (The Island) mit Ewan McGregor und Scarlett Johansson.
https://www.nps.gov/deva/learn/historyculture/rhyolite-ghost-town.htmwww.ghosttowns.com/states/nv/rhyolite.html

 

Goldfield, Arizona

Goldfield liegt am Hwy 88, dem Apache Trail und ist von Phoenix über den US Hwy 60 in Richtung Osten erreichbar. Hier ist es nicht so ganz geisterhaft, denn es ist eher eine restaurierte „Ghost Town“. Die ersten Goldfunde gab es 1892. Ein Jahr später boomte es und die Siedlung erreichte ihren Höhepunkt. 1500 Goldsucher, darunter ein Deutscher namens Jacob Walz, und zahlreiche andere Geschäftsbesessene, lebten hier ungefähr fünf Jahre. Aber dann war der Traum vom Reichtum auch schon wieder vorüber. Danach herrschte in Goldfield absolute Stille bis Anfang des 20. Jahrhunderts, als neue Abbaumethoden die Stadt unter dem Namen „Youngberg“ wieder zum Leben erwachen ließen. Doch war auch dieses Mal alles nach fünf Jahren wieder vorbei. 1966 kam eine ungewöhnliche Wende. Der Privatmann Robert F. „Bob“ Schoose erfüllte sich 1984 den Traum einer eigenen Geisterstadt und rekonstruierte amerikanische Geschichte.

Geisterstädte im Wilden Westen: Goldfield, Arizona
Photo: CC Marine 69-71

Egal ob Gefängnis oder Kirche, Bank oder Saloon – alles ist, zumindest architektonisch, wie damals. Relikte aus der Vergangenheit schmücken die Deko, alte rostige Autos, Straßenbahnschienen und Wagenräder regen die Fantasie an und wecken die Neugier, der Geschichte auf den Grund zu gehen. Museum, Shows mit Schießereien, die ganz plötzlich auf der Straße inszeniert werden und Wild West Flair sorgen ständig für eine neue Überraschung. Die alten Häuser sind heute Cafés, Restaurants und Geschäfte, die das historische Erbe weitertragen. Goldfield ist immer noch eine Goldgrube für Unternehmer, doch nicht mit Einkünften aus dem Minenbau sondern mit Touren durch die Mine, Museumsbesichtigungen, Eisenbahntouren und Veranstaltungen rund um den Wilden Westen. Mit Goldwaschpfannen kann man hier auch auf Goldsuche gehen. Was die Ausbeute angeht, sollte man sich jedoch nicht allzu viel Hoffnung machen. In Goldfield wird uns deutlich, dass nichts für die Ewigkeit ist. Der eine sieht eine Geisterstadt, der andere ein Geschäft. An einigen Plätzen lassen alte Spuren wirklich erahnen wie es damals war. Ein wenig Vorstellungskraft und nostalgische Gedanken helfen dabei. Die Stadt ist ein Überbleibsel einer Ära, in der Menschen ein Leben aufgaben und darauf hofften etwas zu finden, das für viele im Abgrund endete: GOLD.
http://goldfieldghosttown.com

 

Kennecott/Kennicott, Alaska

Eine Gruppe von Goldsuchern entdeckte im Sommer 1900 im Valdez-Cardova Census Gebiet, das direkt neben dem Kennecott Gletscher liegt, Kalkstein-Grünstein-Verbindungen im Felsen. Sie nahmen davon Proben und es stellte sich heraus, dass diese aus bis zu 70% reinem Chalkosin – ein Sulfidmineral, früher auch Kupferglanz genannt – bestanden. Eine der reichsten Kupferlagerstätten, die jemals gefunden wurde, war so entdeckt worden. Schon bald gründete eine Gruppe wohlhabender Investoren die „Kennecott Copper Mine“ und sie erwirtschafteten 1916 rund 32 Millionen USD. Da im Ort Glücksspiel und Alkohol verboten war, profitierte der Nachbarort McCarthy davon und sorgte für jede Art von Unterhaltung. 1938 war die Erzader ausgeplündert und aus der florierenden Kupferstadt wurde eine Geisterstadt. Bis 1960 herrschte Totenstille. Es wurde versucht den Bergbau wieder aufzunehmen, was an den Kosten scheiterte.

Kennicott, Alaska
Photo: Reinhard Pantke/Travel Alaska

Mitte der 80er Jahre wurde die Stadt zum National Historic Landmark ernannt und ist der Kern des Wrangell-St. Elias National Park and Preserve. Das Land der Kennecott Mill Town wurde vom National Park Service erworben, der mehrere Gebäude komplett renoviert hat; andere sind weiterhin in Privatbesitz. Ein Besuch der Mine, am besten mit einer Führung, lohnt sich auf alle Fälle. Wir buchen eine Tour mit „St. Elias Alpine Guides“ aus der Nachbarstadt McCarthy, für die man sich unbedingt 3 Stunden Zeit nehmen soll. Eine abenteuerliche Fahrt auf Schotterwegen bringt uns zu den pittoresken roten Holzgebäuden. Vor einer modrigen Tür in einem zerfallenen Haus hält eine Katze ihr Mittagsschläfchen und lässt sich von unserer Gruppe nicht ein bisschen stören. Das Bergwerk zieht sich fast unwirklich den steilen Hang hinauf und man fragt sich, wie damals die ganzen Materialien herangeschafft wurden. 14 Etagen wurden in tollkühnen Konstruktionen an den Berg gebaut. Das Bergwerk ist fast vollständig ausgerüstet, nur die Dieselmotoren transportierte man ab. Blickt man nach unten, schaut man auf die traurigen Hinterlassenschaften der Minengesellschaft. Blickt man nach oben und in die Ferne, ist man von der beeindruckenden Landschaft und einer spektakulären Kulisse begeistert, die auf Berge und Gletscher gerichtet ist. Wer die Geister sucht, muss warten bis es dunkel wird; man braucht allerdings etwas länger, denn Kennecott ist von allen guten Geistern verlassen.
www.nps.gov/wrst * www.alaska.org/detail/kennicott-mine-ghost-town-walking-tour

 

Bodie, Kalifornien

Östlich des Yosemite Nationalparks, an der Grenze zu Nevada, auf einer Höhe von etwas über 2500 Metern, liegt die authentische Stadt Bodie, eine der bekannteren Geisterstädte. Benannt wurde sie nach Wakeman S. Bodey, der 1859 dort als Erster Gold fand während er einen Hasen aus seinem Bau ausgraben wollte. Als er seine Familie nachholen wollte, starb er in einem Schneesturm. In der Glanzzeit lebten hier ungefähr 10.000 Menschen. Auf der Main Street gab es 65 Saloons, einen Chinatown Bezirk und ein Rotlichtviertel. Die Geisterstadt zählte zu den wildesten Goldgräberstädten. Postkutschenüberfälle und Schießereien gehörten zur täglichen Routine. Gesetze kannte man nicht und jede Streitigkeit wurde mit der Waffe entschieden. Es gibt einen berühmten Tagebucheintrag eines Mädchens: „Good bye God, we are going to Bodie“, „Aufwiedersehen Gott, wir fahren nach Bodie“. 1932 wurde fast der ganze Ort durch ein Feuer zerstört; 1942 kam der endgültige Fall: die Goldfunde waren erschöpft, und Bodie war leergefegt.

Auf einer holprigen Wüstenstraße erreicht man den Ort, der zu einem Freilichtmuseum ernannt wurde. Am 4. Juli 1961 wird Bodie zu einem National Historic Landmark ernannt und am 12. September 1962 von der California State Park Commission zum „Bodie State Historic Park“ erklärt. Seither werden die Gebäude mit größter Sorgfalt erhalten. Besichtigen kann man das ganze Jahr über, die Öffnungszeiten variieren und der Eintritt beträgt 8 Dollar.

Geisterstädte im Wilden Westen: Bodie, California
Bodie State Historic Park by Oscar Vasquez

Wer eine Goldgräberstadt mit Laiendarstellern in Cowboykleidung, funktionalen Saloons und sonstigem Halligalli sucht, ist in Bodie falsch. Anders als bei anderen Westernstädtchen wurde aus dem verlassenen Ort kein Vergnügungspark gemacht. Hier sammeln sich nur der Staub und entdeckungsfreudige Touristen. Auch Geschäfte und Restaurants gibt es keine. Am Ortseingang begrüßt Sie ein alter Chevrolet und ein halb zerbrochener Planwagen. Der Rundgang beginnt auf der Main Street und führt vorbei an einer Methodistenkirche und einigen gut erhaltenen Wohnhäusern, die man allerdings nicht alle besichtigen kann. Es herrscht absolute Stille, nur das Rauschen des Windes klingt ein wenig bedrohlich und lässt ab und zu ein mulmiges Gefühl aufkommen. Weiter geht die Tour auf der Green Street und Fuller Street, wo die Haustür zum „Tom Miller Haus“ weit offen steht. Miller arbeitete für ein Sägewerk, dass das Holz zum Bau von Bodie lieferte. Hier und da knarrt eine Holzdiele, das Sofa im Wohnzimmer ist von Mäusen zerfressen und ein offener Kamin bildet den Mittelpunkt. Beim Gang durch die Häuser lohnt es sich einen Blick auf die alten Zeitungen zu werfen, die teilweise als Isolierung benutzt wurden und spannende Geschichten erzählen. Im „Miner’s Union Building“ gibt es ein kleines Museum mit aufschlussreichen Ausstellungstücken. Egal ob eine alte Telefonvermittlung im Hotel, eine Schule mit verstaubten Büchern oder ein Elektrizitätswerk – alle sind Zeugen aus der Vergangenheit, die in der trockenen Luft der Berge Kaliforniens erhalten blieben.
www.parks.ca.gov * www.bodie.com

 

St. Elmo, Colorado

Diese Geisterstadt liegt auf etwas mehr als 3000 Metern Höhe in den Sawatch Mountains, 32 Kilometer südwestlich von der kleinen Gemeinde Buena Vista. Wegen der großen Kiefernwälder hieß der Ort zuerst Forest City, wurde dann auf Wunsch der Postbehörde umgetauft, weil der Name schon in Kalifornien existierte. Gegründet in den 1880ern, ließen sich hier ungefähr 2000 Menschen nieder. In der Blütezeit des Gold- und Silberabbaus war St. Elmo bekannt als „Saturday Night Town“, weil das Nachtleben ein unvergessliches Erlebnis war. Die Saloons waren randvoll und es wurde bis in die Morgenstunden abgefeiert. 1950 als es keine Bodenschätze mehr gab, lebten hier noch zwei Einwohner. Tony und Annabelle waren Geschwister und führten ein Hotel und einen Kaufladen. Annabelle wurde „Dirty Annie“ genannt, weil sie total verschmuddelt und mit verfilztem Haar herumlief und die gruseligsten Geschichten erzählte. Sie wurde in eine Psychiatrische Klinik eingeliefert, wo sie bald darauf starb.

St. Elmo, Colorado
Photo: Miles Partnership/Colorado Tourism

Nach ihrem Tod spukte ihr Geist durch den Ort. Türen schlagen auf und zu, Werkzeuge aus einem Schrank wurden mitten im Raum aufgefunden und Temperaturen in ihrem ehemaligen Hotel fallen ganz plötzlich, so erzählen es zumindest einige der Ansässigen. Der Verfall lässt die Vorstellungskraft wilder werden und wir suchen weiter nach Spuren der Vergangenheit und tragischen Geschichten. Die leeren dunklen Fenster der verlassenen Häuser schauen uns bereits tief in die Augen. Es liegt gespenstische Stille in der Luft und wir versuchen uns auf die Fakten zu konzentrieren. Heute gibt es hier wenige ganzjährige Bewohner, aber im Sommer tobt das Leben und die Geister rebellieren, weil man ihre Ruhe stört. Die Bergbau-Architektur in St. Elmo gilt als eine der interessantesten in Amerika. Einige der Häuser sind toll renoviert, andere sind dem Verfall nahe. Die Stadt ist übersät von Streifenhörnchen, die sich gerne mit dem Futter aus dem ansässigen Kramladen verwöhnen lassen. Wollen Sie den Geist von Annie finden, dann müssen Sie detektivische Fähigkeiten entwickeln. Wir haben alles versucht, konnten sie leider nicht orten. Hilfestellung gibt es im General Store, der ein reiches Sortiment aus Altem, Kitschigem und Neuem anbietet und auch Unterkünfte vermittelt. Bereits beim Betreten des Ortes sind Gruselfaktor und Gänsehaut garantiert, denn die guten Geister sollen angeblich das Verwittern der Holzhäuser verhindern und verstecken sich in allen Ritzen. Betreten auf eigene Gefahr!
www.st-elmo.com * www.colorado.com/ghost-towns/st-elmo-ghost-town

 

Virginia City, Montana

Die Stadt im Gebiet von Madison County erlebte den größten Goldrausch in der Geschichte Montanas. 1863 wurde die erste Ausbeute entdeckt, die Goldsucher versuchten die Funde so lange wie möglich geheim zu halten und transportierten die Goldsäcke meilenweit in größere Städte bis sie eines Tages verfolgt wurden. Die Neuigkeiten verbreiteten sich schnell und obwohl zu dieser Zeit Bürgerkrieg herrscht, lebten ein Jahr später fast 10.000 Menschen aus aller Welt in Virginia City. Um sich vor Raub zu schützen wurde eine Bürgerwehr gegründet, die eine Bande bekämpfen musste, die vom ortansässigen Sheriff angeführt wurde. 1865 wurde die Stadt zur Hauptstadt von Montana ernannt. Als der Boom vorbei war, zogen die Siedler in umliegende Orte, wo sie auch Gold fanden. So wurde das zwei Stunden entfernte Helena zur Hauptstadt.

Geisterstädte im Wilden Westen: Virginia City, Montana
Photo: @Murray Foubister www.flickr.com/people/61456446@N06

Heute ist Virginia City eine gut restaurierte Ghost Town, die man sehr schön auf einer Pferdekutschentour besichtigen kann. Bei strahlend blauem Himmel fahren wir mit schnaubenden Pferden wie im „Wilden Westen“ vorbei am „Hangman’s Building“, wo der korrupte Sheriff und Mitglieder der Plünderbande einst gehängt wurden. Heute ist es ein Hutladen. In einem der ältesten Steingebäude war die ehemalige „Elling Bank“. Als der millionenschwere Henry Elling starb, leitete die Familie zusätzliche 30 Jahre das Bankgeschäft. Jetzt werden hier weiterhin noch Goldnuggets verkauft, allerdings in einem Umfeld von viel Krimskrams. Die Geister spuken hier noch immer, denn es gibt viele überlieferte Geschichten von Besuchern, die diffus erscheinende kreisrunde und nebelige Schatten im Bild festgehalten haben. Wer es nicht glaubt, bitte das Internet konsultieren: www.youtube.com/watch?v=sfCQblwYc8g

Die Geisterflecken (Orbs) geben uns einen extra Adrenalinkick. Sie sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, doch die Kamera hält sie fest und dann läuft wirklich ein kühler Schauer den Rücken hinunter und auch unser Puls rast in die Höhe. Das Gebäude „F.R. Merk Block“, 210 W Wallace Street, 1866 als einziges feuerfestes Haus gebaut, war ein Lebensmittel- und Haushaltswarenladen, später ein Saloon und jetzt ist es die „Pioneer Bar“, ein Stück Geschichte und Treffpunkt der Einheimischen. Im Museum findet man liebevoll gesammelte Exponate wie eine Druckerpresse, alte Klamotten und viel Schnickschnack. Besonders gefallen hat uns die historische Bahn, die von Virginia City nach Nevada City führt und an der gesamten Kulisse des 19. Jahrhunderts vorbeizieht. Zwischen den beiden Orten am Highway 297, kann man am River of Gold auf Goldsuche gehen. Virginia City bietet genau die richtige Dosis an Gruseligem.
https://virginiacity.com * https://virginiacitymt.com * www.legendsofamerica.com/mt-virginiacity

 

Glenrio, Texas/New Mexico

Wer sich auf der Route 66 zwischen Texas und New Mexico befindet, kommt am zerfallenen Örtchen Glenrio vorbei. Ins Leben gerufen wurde die heutige Geisterstadt durch die Chicagoer Rock Island and Gulf Railway, deren Eisenbahnstrecke durch die Gegend führte. Zunächst bewirtschafteten hier Kleinbauern das Land, es folgten Weizenfarmen, dann Rinderfarmen und die Bahn begünstigte schließlich Viehtransporte. Aufgrund der Lage der beiden Grenzstaaten Texas und New Mexico, gab es lange Kämpfe um das Steuerrecht. Die Gemeinde wuchs auf etwas seltsame Art, so stand zum Beispiel das Postamt in New Mexico, doch die Post erreichte das Eisenbahndepot auf der texanischen Seite, wo auch die Tankstelle lag, weil der Benzinsteuersatz hier niedriger war. Mit der Zeit entstanden Baumarkt, Cafés, Lebensmittelgeschäfte, ein Hotel und ein Zeitungsverlag. Mit dem Bau des nationalen Straßensystems und der Schließung der Bahn erlitt Glenrio den Todesstoß.

Glenrio, New Mexico
Photo: Peer Lawther/CC

Die meisten Gebäude sind zerfallen und verlassen. Alte Autos rosten vor sich hin und trotzdem stehen überall Schilder, die auf Privateigentum hinweisen. Eines der beliebtesten Fotomotive ist der weiße Pontiac Catalina. Die traurige Geschichte, die hinter dem Fahrzeug steckt, erzählt von Roxann, die in Glenrio mit sechs Brüdern und Schwestern aufgewachsen ist. Sie war verheiratet mit Larry Lee Travis, der, nachdem alles in der Geisterstadt geschlossen und verlassen war, auch seine Texaco Tankstelle schließen musste. Deshalb eröffnete er in einem Nachbarort eine neue Tankstelle. Dort fuhr er jeden Tag hin und wieder zurück, bis er eines Tages überfallen und erschossen wurde. Larry kam nie wieder zurück, doch der weiße Pontiac kehrte auf mysteriöse Weise nach Hause. Glenrio ist menschenleer, schlummert im Dornröschenschlaf und jeder Besucher findet hier reichlich Gefallen an Verfallenem.
www.nps.gov/nr/travel/route66/glenrio_historic_district.html


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