Denali Nationalpark

Faszination zwischen Wagnis und Wunder

Unzählige Gletscher, eine einzigartige Tierwelt und den höchsten Berg Nordamerikas. Denali Nationalpark gilt als Prachtstück der amerikanischen Naturschönheiten.

Der Berg Denali ist Namensgeber für einen der eindrucksvollsten Parks. In der Sprache der Athabasken-Indianer bedeutet das „der Große“ oder „der Hohe“. Mit einer Höhe von 6194 Metern beherrscht er den Gebirgszug der Alaskakette, einer Verlängerung der Rocky Mountains. Von 1917-2015 war er offiziell unter Mount McKinley bekannt. US-Präsident Obama gab ihm 2015, zu Ehren der Indianer, seinen ursprünglichen Namen wieder zurück. Der Nationalpark befindet sich im Herzen von Alaska, etwa 380 Kilometer nördlich von Anchorage und knapp 200 Kilometer südlich von Fairbanks.

Das größte Ökosystem

Mit einer Fläche von insgesamt 24.000 Quadratkilometern zählt er zum größten geschützten Ökosystem der Welt. Über 150 Vogelarten, 39 Säugetierarten – darunter Grizzlybären und 750 Pflanzenarten – gehören zu den Attraktionen des Gebietes. Das Klima ist geprägt durch lange, extrem kalte Winter und kurze Sommer. Aufgrund der Nähe zum Polarkreis wird es von Ende Juni bis in den Juli hinein nicht dunkel. Die Temperaturen im Sommer schwanken, sie können bis auf 30 Grad klettern, es ist aber auch nicht selten, daß sie bis auf den Gefrierpunkt fallen. Auf der Nordseite sind Tiefsttemperaturen bis minus 50 Grad Celsius möglich.

Denali NP
@NPS/Tim Rains

Zum Parkeingang gelangen Sie über die Denali Park Road, bei der Meile 237 des George Parks Highway. Die Abzweigung ist gut ausgeschildert. Im Park selbst gibt es nur eine 146 km lange Straße, die allerdings nach ca. 24 Kilomer, beim Savage River, zur Schotterpiste wird. Ab hier ist die Straße, die am Wonder Lake endet, für den Privatverkehr gesperrt ist. Transportmittel ist dann ein Shuttle-Bus, der nach dem „Hop-on-hop-off-Verfahren“ funktioniert. Wer aussteigen will, sagt dem Fahrer Bescheid und wer zusteigen will, hält den in regelmäßigen Abständen vorbeifahrenden Bus einfach wieder an. Der Fahrservice beginnt so um den 20. Mai und endet Mitte September. Wer zum ersten Mal in den Park kommt, für den bietet sich eine der geführten Wildlife-Touren an, die zwischen sechs und zwölf Stunden dauern. Gleich am Parkeingang befindet sich das Besucherzentrum, geöffnet vom 15. Mai bis 22. September täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr. Dort erhalten Sie ausführliche Infos und Broschüren, Busfahrplan, Wettervorhersagen und können die Touren buchen.

Wandern im Denali

Im Vergleich zu vielen anderen Parks ist das Wandern im Denali Nationalpark etwas sorgsamer zu organisieren. Wegen Überstrapazieren der Vegetation ist die Besucherzahl in bestimmten Gebieten limitiert. Pfade, die teilweise nur von Tieren geschaffen wurden sowie die umhertrottenden Bären sind eine weitere Herausforderung. Es ist wirklich von weglosem Wildnis-Wandern die Rede, deshalb sollten Sie auf die richtige Ausrüstung achten: Gutes Schuhwerk, topographische Karten, Fernglas und Verpflegung, denn die gibt es im ganzen Park nicht, außer auf dem Riley Creek Campingplatz. Dort ist ein kleiner Laden, der das Nötigste anbietet. Für’s Camping im Hinterland muß man sich vorher anmelden und braucht natürlich auch die passende Ausstattung. Wegen der kalten Temperaturen und Schutz vor Wind und Wetter ist Funktionskleidung im Zwiebelschalensystem besonders zu empfehlen. Die Campingplätze sind alle mit bärensicheren Containern ausgestattet, in denen man Lebensmittel und Zubehör verstauen kann.

Denali NP Triple Lakes Trail
@NPS

Die wenigen markierten Pfade sind Halbtagestouren und liegen in der Nähe des Parkeingangs. Ein leicht begehbarer ist z.B. Horseshoe Lake Trail, für den man ca. 90 Minuten benötigt. Der Blick durch Espen- und Fichtenwald ist auf einen malerischen See gerichtet. Der Triple Lakes Trail ist mit 6,5 Kilometern der längste und steilste; für weniger geübte Wanderer empfehlen sich Wanderstöcke. Er führt mit Brücken über zwei kleine Flüsse zu drei kleinen Seen, umrandet von sanften Hügeln und Blick auf den Mt. Fellows und Pyramid Mountain. Etwas höhere Ansprüche stellt der Mount Healy Overlook Trail mit seinen teilweise sehr engen Wegen und unebenem Terrain. Auf den fünf Kilometern überwindet man ca. 500 Höhenmeter und durchbricht dabei die Baumgrenze. An wolkenfreien Tagen wird man mit einem sensationellen Blick auf den Denali belohnt – was bei einigen Abenteurern neue Herausforderungen entfacht.

Gipfelstürmer

Wer eine Besteigung des Denali anstrebt, sollte mindestens drei Wochen einplanen und sowohl körperlich wie auch psychisch top fit sein. Die Bedingungen stellen höchste Anforderungen an Kondition und Leistungsfähigkeit. Weniger als die Hälfte schaffen es bis zum Gipfel, der Rest gibt auf und dreht um. Die Hauptstrecke, die als etwas einfachere Tour gilt, ist die West Buttress Route; sie ist 24 km lang und geht über 4500 Höhenmeter. Diese Tour bietet bereits extreme Herausforderungen mit Gletscherspalten und vereisten Kämmen, die überwunden werden müssen. Selbst in den Sommermonaten erreichen eisige Winde Geschwindigkeiten bis über 100 Stundenkilometer und das, in Verbindung mit dünner Luft, wird zu einer Anstrengung, die nur für gut trainierte Kletterer zu empfehlen ist.

Das Basislager, der Kahiltna Gletscher, liegt auf ca. 2200 Metern und wird mit einem kleinen Flugzeug erreicht. Tourenski mit Steigfellen und Plastikschlitten gehören zur Basis-Ausrüstung. Die Bergsteiger Ranger Station finden Sie in dem kleinen, urigen Ort Talkeetna. Eine Genehmigung muß 60 Tage im Voraus beantragt werden und kostet momentan $150; das Formular können Sie auch online ausdrucken. Aus Sicherheitsgründen, und wer den Aufstieg nicht alleine machen will, dem bieten sich Expeditionen mit erfahrenen, lizensierten Bergführern an. Auch diese sollten Sie bereits frühzeitig buchen. Natürlich ist es ein außergewöhnliches Glücks- und Erfolgsgefühl, wenn man auf dem Gipfel dieses eindrucksvollen Berges steht. Jeder, der den Aufstieg geschafft hat, sagt, die Mühe hat sich gelohnt, denn vom Gipfel aus blickt man über ein weites Meer aus Eis und einen dramatischen Himmel. Auch wenn es den Besessenen den Atem verschlägt, daß sie den Berg der Extreme bezwungen haben (wir gehören übrigens nicht zu denen!), ist es eines der gefährlichsten Abenteuer und endet nicht immer mit einem glücklichen Ausgang.

Denali Nationalpark
@NPS

Ein Beispiel dafür ist die aus dem Jahre 2007 stammende, auf einer wahren Geschichte basierende, Verfilmung „Into the Wild“ mit Sean Penn in der Hauptrolle. Der 22jährige Amerikaner Christopher McCandless spendete sein ganzes Geld für einen guten Zweck und machte sich auf einen Aussteiger Trip. In der Nähe des Denali Nationalparks starb er im Wrack des Linienbusses 142, der seit Jahrzehnten auf einer Anhöhe des Stampede Trails steht und Wanderern und Jägern Unterschlupf gibt. Die Natur wird zu seinem Verhängnis. Der Fluß, den er auf dem Hinweg mühelos überquert hat, verwandelte sich in einen reißenden Strom und schnürte seinen Rückweg ab. Alaska’s Natur und Wildnis ist wunderschön aber auch erbarmungslos.

Rafting im Denali

Wer sich von Wildwasser nicht abschrecken läßt, der sollte sich zum Nenana River, an der östlichen Parkgrenze, aufmachen. Der eignet sich bestens für Rafting. Von den Veranstaltern werden in der Regel zwei Standard-Touren angeboten; eine etwas ruhigere Panorama Strecke und ein schnellerer Canyonlauf, der einige extreme Stromschnellen beinhaltet. Zwei Stunden kosten um die $80, inkl. Trockenanzüge, die man auch in Anspruch nehmen sollte, denn das Wasser ist selbst im Sommer eisig kalt. Die Ganztagestour gibt’s für ca. $300. Bei der ist die Verpflegung mit dabei. Manche Veranstalter bieten weitere Freizeitaktivitäten, wie Angeln, an. In den Flüssen gibt es hauptsächlich Lachse und in den Seen Forellen.

Ein weiterer Höhepunkt in dem Park sind natürlich die vielen Fotomotive. Für die Profis liegt das Geheimnis für den Erfolg von Naturfotografie in der grenzenlosen Liebe zur Natur, Motivation und vor allem Geduld. Landschaft und Tierwelt im Park lassen jedoch das Herz aller Fotografen höher schlagen. Wenn Fotografie Ihre Leidenschaft ist, sollten Sie in der ersten Septemberwoche in den Denali reisen. Dann leuchtet die Tundra in strahlenden Herbstfarben von zartgelb über orange bis hin zu knallrot und bietet Ihnen den idealen Hintergrund für Tierbilder. Die Elche sind in der Brunft und die röhrenden Bullen treffen sich am Wonder Lake und kämpfen um ihren Harem. Die Bären sichtet man überall, wo es Heidelbeeren gibt und die Karibus, die nordamerikanischen Vertreter der Rentiere, halten sich auch in der Nähe von Seen auf. Zu dieser Jahreszeit findet man, meistens hinter Bäumen versteckt, Profifotografen, die mit Kamera bewaffnet, auf der Jagd nach den Big Five („die großen Fünf) sind, um sie endlich vor die Linse zu bekommen – Nummer eins ist der Grizzlybär, gefolgt von Wolf, Elch, Karibu und Dall-Schaf.

Denali NP, Grizzly
@NPS

Leider sind nicht alle mit Kamera bewaffnet. Genauso wie die Wölfe und Bison im Yellowstone Nationalpark, stehen auch im Denali die Wildtiere unter Beschuß. Hier sind es vor allem die Grizzlybären, die teilweise auf sehr unschöne Weise, nicht gejagt, sondern hinterlistig getötet werden. Man nennt es „spotlighting” – während sie Winterschlaf halten, kriecht ein Jäger in ihren Bau, leuchtet mit einer Taschenlampe ins Gesicht, um sie aufzuwecken, und sie dann zu erschießen! Und das wird auch noch vom US-Staat Alaska erlaubt und unterstützt. Schon etwas verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Denali 1917 als erster Nationalpark der Welt speziell dafür gegründet wurde, die Wildtiere zu schützen und zu erhalten. Nur ein Beispiel der weniger schönen Seite eines anderweitig wunderschönen Nationalparks und Bundesstaates der USA.

Unvergeßliche Erlebnisse im Denali

Diese Schönheit lässt sich am besten aus der Vogelperspektive bewundern. Ein unvergeßliches Erlebnis! Von oben wird die gigantische Größe und Weite der Region erst deutlich. Sie fliegen über eine beeindruckende Flora und Fauna, vorbei an Schneefeldern und schroffen Felswänden. Die Rundflüge gibt es sowohl mit Buschflugzeuge wie auch Hubschrauber, jedoch nur Flugzeuge können auf den Gletschern landen. Fly Denali ist der einzige Anbieter, der seine Touren direkt vor Ort, am Parkeingang, startet. Die ca. 2-stündige flightseeing Tour bietet gigantische Ausblicke auf die vielen Gletscher, Täler und Gipfel des Nationalparks und den Berg Denali sowie eine Landung auf dem Gletscher (gute Wetter- und Schneebedingungen vorausgesetzt). Dort können Sie ca. 20 Minuten die Schnee- und Eisfelder erkunden und dieses einmalige Abenteuer mit Fotos und Videos festhalten. Diese Tour kostet $649 für Erwachsene; $579 für Kinder (unter 10 Jahren, unter 45 kg). Fly Denali können Sie auch für eine Expedition auf den Denali buchen.  Alle anderen Anbieter befinden sich in Talkeetna.

Denali NP, Flightseeing
@Fly Denali

Und noch ein unvergeßliches Erlebnis – eine Fahrt mit dem Hundeschlitten, auch mushing genannt. Der Denali Nationalpark ist der einzige US-Park mit einem eigenen Rudel Schlittenhunde. In der EarthSong Lodge, in der man auch in gemütlichen Hütten ab $199 gut übernachten kann, können Sie ein- bis zweistündige Hundeschlittenfahrten buchen. Die gibt es ab $140 pro Person. Außerhalb der Saison freuen sich die Hunde immer über eine Streicheleinheit und ein Leckerli.

Hundeschlitten sind ein fester Bestandteil der Geschichte Alaskas. Sie sind das perfekte Fortbewegungsmittel für den Winter. Auch die Park Ranger haben ein eigenes Rudel und verlassen sich auf ihre vierbeinigen Begleiter. Sie schleppen Werkzeuge und Ausrüstung und bringen die Ranger an abgelegene Orte. Die Alaska Huskies haben besonders dickes Fell und belastbare Pfoten und lieben es lange Strecken zu rennen.

Hundeschlitten Denali NP
@NPS

Der Nationalpark der Extreme und sein mystischer Riese, der Denali, üben auf Abenteuerlustige eine gewaltige Anziehungskraft aus. Gelegen inmitten wildromantischer Landschaften, umgeben von Steppen, Flüssen und Wäldern und dem Artenreichtum einer faszinierenden Tierwelt, zieht er internationale Besucher an. Jeder ist berauscht von der geheimnisvollen Kraft der ungezähmten Wildnis und die Welt aus der Perspektive zu sehen wie sie ursprünglich einmal war.

Denali National Park and Preserve, George Parks Highway, Denali Park, AK 99755 * Tel. 907-683-9532 www.nps.gov/dena

Eintritt: $15, Ticket gilt 7 Tage. Jugendliche unter 15 Jahren sind frei. Der „America the Beautiful” Nationalpark Pass kostet $80, gilt ein ganzes Jahr für ein Auto mit bis zu vier Insassen und ermöglicht Eintritt in alle Nationalparks.


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