Mount Rushmore, South Dakota

Mount Rushmore, ein Berg in den Black Hills im Bundesstaat South Dakota, zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der USA. Die monumentale Gedenkstätte ist das (bisher) grösste, in Stein gemeisselte Kunstwerk der Welt und zieht jährlich etwa drei Millionen Besucher an. Das Meisterstück entstand in 14 Sommern zwischen 1927 und 1941 und portraitiert die bis dahin bedeutendsten amerikanischen Präsidenten: George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Früher war es ein unbekannter Gebirgszug, den die Sioux Indianer das Massiv der „Sechs Grossväter” nannten. Der heutige Name stammt aus dem Jahr 1885, als der New Yorker Anwalt Charles E. Rushmore die Goldschürfrechte für das Gebiet erworben hatte.

Wer eine Reise zum Mount Rushmore National Memorial plant, trifft auf einen Staat mit unverfälschter Gastlichkeit, indianischer Kultur und kontrastreichen Landschaften. South Dakota liegt im Mittleren Westen der USA. Mit etwa 830.000 Einwohnern ist der Bundesstaat relativ dünn besiedelt. Er zählt zu den Präriestaaten und trägt den Spitznamen „Mount Rushmore State”. Die Weite des Landes mit grenzenloser Prärie im Osten, sowie die hügelige Landschaft mit den Black Hills und der erodierten Landschaft der Badlands im Westen, sind ein Blickfang für alle Naturliebhaber. Am Rande der Badlands liegt ein Flusstal, das vom White River durchquert wird. Hier wurde ein Grossteil der Szenen aus „Der mit dem Wolf tanzt” mit Kevin Costner gedreht. Doch die bekannteste Attraktion und ebenfalls beliebte Filmkulisse für viele TV-Serien und Filme, bleibt Mount Rushmore. Die spektakuläre Bergwald-Landschaft mit ihrem Denkmal gewann weltweit an Popularität, als 1959 der Hitchcock-Thriller „Der unsichbare Dritte” (North by Northwest) verfilmt wurde. Cary Grant hangelte sich halsbrecherisch an den Köpfen der Präsidenten entlang.

Prärie South Dakota

Stolz einer Nation auf dem heiligen Berg der Indianer

George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln sind als grosse Staatsmänner in die Geschichte der USA eingegangen. Sie sind in den Bergen der Black Hills verewigt und verkörpern die Macht einer Nation, die stolz auf sich ist und dem Monument den offiziellen Namen „Schrein der Demokratie” verliehen hat. Mount Rushmore ist aber auch ein umstrittenes Denkmal. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Indianer, denen das Land im Jahre 1868 in einem Vertrag zugesagt wurde. Als man allerdings dort einige Jahre später Gold fand, wurde versucht, den Ureinwohnern das Land zu entziehen. Goldsucher drangen in das Gebiet ein und es kam zu blutigen Auseinandersetzungen. Nach einer Niederlage der Indianer entzog man ihnen die schwarzen Berge und sie wurden in Reservate verdrängt. Ein Gerichtsverfahren zwischen der Sioux Nation of Indians gegen die United States dauerte von 1921 bis 1980. Die „Präsidentenköpfe” waren schon lange in die Felsen geschlagen als die Sioux endlich eine Entschädigungssumme erhielten. Aus der Sicht der Indianer stellt das Monument noch immer die Entweihung ihrer heiligen Berge dar.

Der Staatshistoriker und Anwalt Doane Robinson, der als Vater von Mount Rushmore gilt, hatte bereits 1923 die Idee, ein Riesen-Denkmal aus Stein meisseln zu lassen, damit der Bundesstaat South Dakota endlich bekannt werden würde und Touristen anzieht. Er kontaktierte Organisationen, Politiker und Bildhauer, die er für sein Vorhaben gewinnen wollte. Ein Jahr später traf er auf den Bildhauer John Gutzon de la Mothe Borglum.

Mt. Rushmore
@NPS/Charles D’Emery

John Gutzon Borglum

 John Gutzon Borglum wurde 1867 in Idaho geboren. Er war der Sohn einer dänischen Immigrantenfamilie, die einer polygamen Mormonen-Kommune angehörte. Sein Vater lebte mit 2 Frauen, seiner leiblichen Mutter, die von der Familie ausgestossen wurde als er 5 Jahre alt war, und deren Schwester. Bereits als Kind entschied er, mit spätestens 30, reich und berühmt zu werden. Seine sieben Geschwister bezeichneten ihn als eigensinnig und egozentrisch. Seine künstlerische Ausbildung begann er an der Academy of Arts in San Francisco. Mit 23 Jahren ging er nach Paris und London. Seine Malerei brachte nicht den erwarteten Erfolg. Als er 30 Jahre alt wurde, war er pleite und in seinen Augen eine absolute Null. Seine Ehe scheiterte und er befand sich weit davon entfernt, ein angesehener Künstler zu sein. Inspiriert von Auguste Rodin widmete er sich der Bildhauerei. 1901 kam er zurück nach New York und fand mit seinen Skulpturen endlich Anerkennung, aber noch immer nicht den erhofften Durchbruch. Die Verhandlungen mit Doane Robinson verliefen positiv und 1925 fand Borglum auf einer Expedition den geeigneten Berg für seine Baupläne. Mount Rushmore überzeugte mit besten Lichtverhältnissen, bestand aus festem Granit und hatte verhältnismässig wenig Risse. Der ego-besessene Bildhauer wollte sein Lebenswerk nicht mit bedeutungsloser Kunst vollenden, sondern den Lenkern der Nation ein Denkmal setzen. Er wusste, dass man Amerikaner nicht nur mit Schönheit überzeugen kann. Er setzte darauf, dass Grösse Macht und Einfluss bringt. Seine Rechnung ging auf, als der amerikanische Präsident Calvin Coolidge seinen Sommerurlaub in South Dakota verbrachte, Mount Rushmore zum „Nationalen Schrein” erklärte und Gelder aus der Staatskasse bewilligte.

Mit 60 Jahren machte sich John Gutzon Borglum ans Werk. Er fertigte ein Gipsmodell der Präsidentenköpfe im Massstab eins zu zwölf. Auf einer Fläche von 5,17 qkm, in einer Höhe von 1.745 Metern begannen 400 Hilfskräfte die Arbeit am Bergmassiv. Es gab keine Sicherheitsvorkehrungen und glücklicherweise auch keinen einzigen Todesfall während der gesamten Bauzeit. Neue Techniken und Werkzeuge wurden entwickelt, um auf den grossen Flächen präzise hantieren zu können. Die Oberfläche der Felsen wurde markiert und der Stein mit Hammer, Meissel und Dynamit abgetragen. Die Arbeiter liefen jeden Morgen mehr als 500 Stufen aufwärts, um an Drahtseilen, in speziell gefertigten Stühlen, am Fels hinabgesenkt zu werden, damit mit dem Portrait von George Washington begonnen werden konnte. Am 4. Juli 1930, dem Unabhängigkeitstag der USA, waren die Bauarbeiten am 18 Meter  hohen Kopf des ersten US-Präsidenten abgeschlossen. George Washington steht für die Unabhängigkeit von England, als auch für die parlamentarische Regierung der Vereinigten Staaten. Während seiner Amtszeit prägte er die Entwicklung der USA in eine Demokratie. Noch zu seinen Lebzeiten wurde die Hauptstadt Washington D.C. nach ihm benannt.

Mt. Rushmore George Washington

Daneben entstand das Gesicht vom Thomas Jefferson. Eine der schwierigsten Herausforderungen war die Ausformung des sechs Meter breiten Mundes vom Thomas Jefferson, der für sein sarkastisches Lächeln bekannt war. 1936 weihte Franklin D. Roosevelt das Portrait von Jefferson ein, der Hauptverfasser der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung ist. Sein Denken und Handeln war von den Prinzipien der Aufklärung bestimmt. Er setzte sich für die Trennung von Staat und Religion ein. Abgesehen davon war er auch ein guter Architekt und Pläne zeichnen war seine Leidenschaft. Sein Wohnsitz Monticello bei Charlottesville in Virginia, als auch die Universität von Virginia gehören seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Borglum war kein einfacher Vorgesetzter und er hatte Probleme, die von ihm ausgebildeten Arbeiter trotz gut bezahlter Gehälter, bei der Stange zu halten. Hinzu kamen Geldmangel sowie lange und kalte Winter, die das Projekt unterbrachen. Die Hilfskräfte mussten sich neue Jobs suchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, bis sie sich im Frühling wieder in ihre Seilschaukeln schwangen. 1937 arbeitete Borglum am rechten Rand des Denkmals weiter. Abraham Lincoln war der 16. Präsident der USA und fiel als erster Republikaner einem Attentat zum Opfer. Unter seiner Regierung schlugen die Vereinigten Staaten den Weg zum zentral regierten Industriestaat ein. Dies schuf die Grundlage für den Aufstieg einer Weltmacht im 20. Jahrhundert. Borglums Bewunderung für den Sklavereigegner war so gross, dass er seinen einzigen Sohn nach ihm benannte. Lincoln Borglum unterstützte seinen Vater bei der Vollendung seines Lebenswerks. Mit dem von Pocken zernarbten Gesicht Abraham Lincolns war der Perfektionist bis zu seinem Tod unzufrieden. Immer wieder veranlasste er seinen Sohn, Furchen und Falten zu bearbeiten und den 3.35 m breiten Augen einen Feinschliff zu verleihen.

Mt. Rushmore Abraham Lincoln

1939 fand die umstrittenste Persönlichkeit ihren Platz im Präsidentenensemble – Theodore Roosevelt. Er war der jüngste Inhaber seines Amtes. Er realisierte zwar den Traum von Christoph Kolumbus, mit dem Bau des Panama-Kanals den Atlantik mit dem Pazifik zu verbinden und erhielt 1906 den Friedensnobelpreis für seine diplomatische Initiative massgeblich zum Ende des Russisch-Japanischen Krieges beigetragen zu haben, doch Kritiker und Politiker fanden, es sei nicht Grund genug, dem 26. Präsidenten ein Denkmal zu setzen. Borglum allerdings, boxte wieder einmal seinen Willen durch. Nach der Fertigstellung von Roosevelts Kopf, starb der gesundheitlich angeschlagene John Gutzon de la Mothe Borglum am 6. März 1941. Sein Ziel, reich und berühmt zu werden hatte er erreicht, sein Lebenswerk konnte er allerdings nicht vollenden. Sein Sohn Lincoln leitete von nun an das Projekt. Sieben Monate später gab Lincoln Borglum den ursprünglichen Plan, die Präsidenten bis zur Taille abzubilden, auf. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs stoppte Washington die Zuschüsse. Die Gesamtkosten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 989.992,32 Dollar. Der Plan von Doane Robinson, dem Vater von Mount Rushmore, ging auf. Bis heute haben mehr als 50 Millionen Touristen das National Memorial besucht.

Eine Flaggen-Allee führt vom Souvenirladen bis hinauf zurm Besucherzentrum/Museum und Aussichtsplattform.  Die Avenue of the Flags wurde ursprünglich aufgrund Amerika’s 200-Jahr Feier, auf Antrag eines Besuchers, gegründet. Die 56 Flaggen entlang des Fussweges repräsentieren die 50 Staaten, einen Bezirk, drei Territorien und zwei Commonwealth der USA. Die Flaggen sind alphabetisch arrangiert und mit dem jeweiligen Gründungsjahr des Staates versehen.

Mt. Rushmore Flaggen Allee

Der Zahn der Zeit nagt auch an Präsidentenköpfen und sie brauchen ein wenig Gesichtspflege. Im Rahmen eines Kultursponsorings reinigte die deutsche Firma Kärcher mit ihren Spezialhochdruckreinigern das gesamte Denkmal. Ein Team von 15 Personen, bestehend aus Reinigungsexperten von Kärcher, professionellen Seiltechnikern sowie Rangern des National Park Services, befreiten die Gesichter von organischen Verschmutzungen. Die Arbeiten begannen am Unabhängigkeitstag, dem 4.Juli 2005 und dauerten etwa einen Monat.

Crazy Horse Memorial

Sieben Jahre nach dem Tod von John Gutzon de la Mothe Borglum und noch lange vor der finanziellen Entschädigung aus der Landenteignung sollten auch die Indianer auf ihre Kosten kommen. Henry Standing Baer, ein Häuptling der Sioux sagte: „Der Weisse Mann soll sehen, dass auch die Roten Männer grosse Helden hatten”. Mit diesen Worten erhielt Korczak Ziolkowski den Auftrag, ein Indianer-Denkmal in Stein zu meisseln, welches jedoch um ein Vielfaches grösser werden soll als Mount Rushmore.

Crazy Horse 1948
@Crazy Horse

Der Bildhauer ist polnischer Herkunft und hat sich bereits beim Bau von Mount Rushmore einen Namen gemacht. Etwa 20 Kilometer südwestlich vom „Präsidentenquartett” begann er mit seinem Lebenswerk, dem Crazy Horse Memorial. Die indianischen Stammesbrüder wählten Crazy Horse, weil er ein zielstrebiger, bedeutender und zugleich patriotischer Held war. Sein Gesicht ist 27 Meter hoch und 18 Meter breit. Ist die ganze Skulptur fertiggestellt, zeigt sie den Indianerhäuptling auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem Arm nach Osten weisend. Allein der Pferdekopf wird so gross sein wie alle Köpfe der 4 Präsidenten. Das steinerne Denkmal soll mit 195 Metern Länge und einer Höhe von 172 Metern das grösste der Welt werden. Finanziert wird es allein durch die gemeinnützige Crazy Horse Memorial Foundation, die ein Indianermuseum betreibt. Korczak Ziolkowski starb 1982, seine Frau Ruth und sieben seiner zehn Kinder führen das Projekt fort. Experten schätzen, dass es 100 Jahre dauern wird bis die Skulptur fertigstellt ist. Henry Standing Baer sieht das Crazy Horse Memorial als letzten Kampf gegen den „Weissen Mann”. Ein Teil der Indianer, vor allem die Medizinmänner der Sioux, vertreten den Standpunkt, dass sich der Geist von Crazy Horse gegen die Gedenkstätte wehrt, denn er hätte dem „Weissen Mann” niemals erlaubt, ihn zu fotografieren. Es sieht so aus, als ob sowohl der „Weisse Mann” Doane Robinson als auch Standing Baer doch eine gemeinsame Absicht hatten: Das ehrgeizige Ziel aus ihren Helden Profit zu schlagen.

Mount Rushmore Memorial und Besucherzentrum
Denkmal & Besucherzentrum: Ganzjährig geöffnet, außer 25.12.
Eintritt frei, Parkgebühr $10
13000 S Dakota 244, Keystone, SD 57751 * www.nps.gov/moru

Photos: South Dakota Tourism/Chad Coppess


Share:

Spiritofthewest