Lassen Volcanic Nationalpark

Der in der Nordost Ecke Kaliforniens gelegene Lassen Volcanic Nationalpark zählt zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Region. Besucher finden hier nicht nur eine atemberaubende Landschaft sondern eine Wunderwelt mit heißen Quellen, dampfenden Schwefelschloten und blubbernden Schlammkesseln.

Vulkane sind unberechenbare Phänomene. Sie sind gefährlich und zugleich faszinierend. Ein friedlicher Berg wird zum Feuerspucker und Vulkanasche verdunkelt den Himmel. Viele Urvölker waren der Meinung, dass Vulkane Sitz der Götter sind. Brechen sie aus, haben die Menschen den Zorn der Götter heraufbeschworen. Die wissenschaftliche Erklärung ist eine andere. Kurz gefasst, ist der Hauptgrund für einen Vulkanausbruch hoher Gasdruck im Erdinneren. Der Lassen Volcanic Nationalpark gibt einen guten Überblick, wie sich die Landschaft nach einer Eruption verändert und auch noch lange nicht zur Ruhe kommt. Genauso erstaunlich ist, wie sich Ökosysteme wieder erholen. Vulkanasche verwandelt sich sehr schnell in mineralhaltige Böden und Pflanzen können erneut sprießen. Mit den Pflanzen kommen auch die Tiere zurück. So entstand hier ein Naturreservat der besonderen Art.

Deer in deep snow_web

Es dampft und brodelt im Lassen Volcanic National Park

Der Park befindet sich ungefähr 320 Kilometer nördlich von San Francisco und ist über den 48 Kilometer langen Lassen Volcanic National Park Highway erreichbar. Er durchquert diesen von Nord nach Süd beziehungsweise umgekehrt. Die Strecke ist sehr kurvenreich, führt teilweise durch dichtes Waldgebiet und windet sich bis auf eine Höhe von etwa 2.590 Metern. Die höchste Erhebung ist der Lassen Peak Vulkan mit 3.189 Metern. Wer nicht zu Fuß gehen möchte, bekommt auch von den Aussichtspunkten an der Straße einen guten Überblick von der beeindruckenden bizarr anmutenden Landschaft. Schillernde Seen, brodelnde Tümpel und dampfende Geysire bieten die perfekte Kulisse fürs Urlaubsfoto.

Lassen PeakReflection_web

Vor mehr als 1.000 Jahren lebten hier prähistorische Volksstämme, die aus dem Sacramento Valley vertrieben wurden und sich in der Gegend niederließen. Als Europäer die Malaria einschleppten wurden viele der Völker vernichtet und die europäischen Siedler richteten sich ein. 1849 begann der Goldrausch und hemmungslose Goldsucher töteten, was ihnen im Weg stand. Die verbliebenen Ureinwohner wurden umgesiedelt und lange nicht gesichtet. Erst 1911 fand die Polizei in Oroville einen Mann namens Ishi vom Stamme der Yahis. Er war damals 50 Jahre alt und erzählte die Geschichte, wie er sich als kleiner Junge in den Bergen versteckte, um den schrecklichen Massakern zu entfliehen. Er wurde von einem Anthropologieprofessor der Universität Berkeley aufgenommen, wo er 1916 an Tuberkulose starb.

Im gleichen Jahr wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt. Im Umkreis des Lassen Nationalparks ist die Erde immer noch vulkanisch aktiv. Die Vulkane gehören zu einer geologischen Formation, die ihre Hitze aus einer Magmablase nahe der kalifornischen Küste erhält. Der aktive Vulkan war einst Teil eines weitaus größeren, dem Mount Tehama, der vor vielen Tausenden von Jahren ausbrach. Seine Überreste sind Mount Conrad, Mount Diller, Brokeoff Mountain und der Pilot Pinnacle, deren Umgebung von öden Geröllhalden und erstarrten Lavaflüssen bestimmt ist. Die Vegetation ist kontrastreich und besteht hauptsächlich aus kahlen Berggipfeln über prachtvolle Nadelwälder bis hin zu saftigen Blumenwiesen in den Talregionen an Seen und Flüssen. Im Sommer ist es heiß, im Winter sehr kalt und es fällt reichlich Schnee, deshalb ist die Lassen Peak Straße im Winter auch geschlossen.

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@NPS Archive/B.F. Loomis

Wandern im Lassen Volcanic Nationalpark

Mit fast 430 Quadratkilometern und rund 250 km Wanderwegen und Lehrpfaden findet jeder die passende Strecke, den Park zu erkunden. Besucherzentren gibt es an beiden Parkeingängen. Im Kohm Yah-mah-nee Visitor Center, kurz nach der Südeinfahrt des Parks, erhält man die Broschüre der Lassen-Trails, die die wichtigsten Routen beschreibt. Das ist übrigens auch der beste Ausgangspunkt für alle Aktivtäten. Das Besucherzentrum ist von Mai bis Oktober täglich von 9.00-17.00 Uhr geöffnet. Den 20-minütigen Film im Ausstellungsraum sollte man sich unbedingt anschauen und erst dann planen, wohin man möchte. Ranger sind auch immer vor Ort, die den Besuchern hilfreich zur Seite stehen.

Der beeindruckendste Weg führt zur Bumpass Hell und ist etwa fünf Kilometer lang. Es ist der geologisch aktivste Ort im Vulkangebiet. Hölle (Hell) ist auch genau die richtige Wortwahl. Denn hier kocht, zischt und stinkt es am meisten. Aus den Bodenspalten steigen riesige Nebelschwaden und übelriechende Gase auf und man fühlt sich wie in einer mystischen Märchenwelt, wo ein Hexentrunk gebraut wird. Ein Brettersteg ermöglicht das ungefährliche Begehen. Der Weg zu Bumpass Hell ist leicht zu bewältigen und es empfiehlt sich, auch einen Abstecher auf einen kleinen Nachbarpfad zu machen, denn von dort aus kann man auf verschiedene Gipfel schauen, die Überreste des riesigen Mount Tehama sind, der vor einer halben Million Jahre ausbrach. Weitere hydrothermal aktive Gebiete, jedoch nicht ganz so spektakulär wie Bumpass Hell, sind Devils Kitchen, Spring Lake und Sulphur Works.

Letzteres ist ohne große Anstrengung zu erreichen, denn es befindet sich direkt am gleichnamigen Parkplatz. 1865 baute der Österreicher Mathias Supan hier sogar Schwefel ab, um ihn für medizinische Zwecke zu nutzen. Schon im Altertum erkannte man den Nutzen von Schwefel für den Körper. Er spielt eine große Rolle im Eiweißstoffwechsel, entschlackt und entgiftet. Die Nachfahren von Supan erbauten nach einem langen Rechtsstreit das Thermalbad „Supan’s Springs“. Die Mineralquellen wurden so beliebt, dass ein Restaurant, ein Badehaus und eine Tankstelle hinzukamen. Nach weiteren gerichtlichen Auseinandersetzungen wurden jedoch 1952 alle Gebäude abgerissen.

Bumpass Hell

Lohnenswert sind die kurzen Wanderwege im Nordwesten um die beiden Seen Manzanita und Reflection. Bei klarem Wetter und je nach Sonnenstand spiegelt sich der Lassen Peak malerisch im See. Im Sommer kann man hier schwimmen oder auch eine kleine Kajakrunde drehen. Nichtmotorisierte Boote dürfen auf fast allen Seen genutzt werden. Angler finden in den kleinen Seen des Hinterlandes zahlreiche Forellenarten. Erforderliche Genehmigungen gibt es im Besucherzentrum.

In unmittelbarer Nähe des Manzanita Sees befindet sich das Loomis Museum, das jedoch nur in den Sommermonaten geöffnet ist. Die Ausstellung verschafft eine gute Zusammenfassung über die Geschichte des Parks und detaillierte Informationen über die jüngsten Ausbrüche im Jahre 1914 und 1915. Auch hier gibt es eine Filmvorführung sowie einen Buchladen. Weiter geht es zu den Chaos Crags, das sind Pfropfenvulkane, die zwischen 1.000 und 1.100 Jahre alt sind und an deren Fuß sich ein Lavafeld ausdehnt. Das Schuttfeld darf man wegen Erdrutschgefahr allerdings nicht betreten. Das Geröll der Steinlawine bewegte sich anno dazumal auf einem Luftkissen mit einer Geschwindigkeit von ca. 160 km/h ins Tal und begrub den Wald. Der Manzanita Creek wurde so hoch aufgestaut, dass dort ein See entstehen konnte.

Manzanita Lake in the fall_web

Der Aufstieg zum Lassen Peak ist die anstrengendste Tour. Wegen der Hitze ist die beste Zeit am frühen Morgen. Trotzdem Wasser, Mütze und Sonnenschutz nicht vergessen. Der Wanderweg beginnt am Parkplatz des Lake Helen, der fast sieben Monate im Jahr zugefroren ist. Wir besichtigten den Park im Juni und hatten so das Glück gleich zu Beginn durch bunte Wiesenblumen- und tiefblaue Lupinenfelder zu gehen. Zunächst geht es langsam bergauf, doch sobald man die Waldzone hinter sich hat wird es deutlich steiler. Serpentinenartig steigen wir aufwärts bis zum Kraterrand und dann noch ein kurzes Stück bis zum Gipfelfelsen. Das Panorama ist atemberaubend. Steinadler kreisen über uns und ihre scharfen Augen sind auf Streifenhörnchen gerichtet, die wohlgenährt sind, weil sie von den Besuchern gefüttert werden, was man natürlich nicht tun sollte.

Das ganze Jahr über bietet Lassen ausgefallene Veranstaltungen wie zum Beispiel das dreitägige Dark Sky Festival. Hier lernt man jedes mögliche Detail rund um Astronomie von Experten der NASA. Kinder können bei Junior Ranger Veranstaltungen alles über Sternbilder und Planeten erfahren und bei einer Nachtwanderung Sterne am pechschwarzen Himmel funkeln sehen. Alle Informationen zu aktuellen Veranstaltungen findet man auf der Webseite des Parks.

Lake Helen Panorama_web

Lassen ist auch im Winter und zu Beginn des Frühjahrs ein wunderbares Ziel für Wintersportfreunde. Die Saison dauert meistens von Mitte November bis Ostern. Die Zufahrten zum Skigebiet im Südwesten sind normalerweise gut befahrbar. Doch muss man in der Gegend immer auf extreme Fahrbedingungen gefasst sein. Skiausrüstungen können am Parkeingang gemietet werden. Unternehmungen auf eigene Faust sind also kein Problem. Die Parkranger bieten an Wochenenden auch geführte Schneeschuhwanderungen an, die durch ein verschneites Wunderland führen. Treffpunkt ist das Kohm Yah-mah-nee Besucherzentrum. Besonders imposant sind Schneeschuh- oder Langlauftouren zu den geothermalen Attraktionen, die von einer dicken Schneedecke umrandet sind. Heißer Dampf, eisige Temperaturen und jede Menge Schnee schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Im Lassen Volcanic Nationalpark kehrt im Winter eine herrliche Welt der Ruhe ein, denn zu dieser Jahreszeit kommen die wenigsten Touristen und man kann die weiße Wildnis fast ganz allein genießen.

Traffic Jam_web

Lassen Volcanic National Park
38050 Highway 36 E, Mineral, CA 96063
Tel: 530-595-4480 * https://www.nps.gov/lavo/index.htm
Eintritt: 15. April bis 1. Dezember $30 / 1. Dezember bis 15. April $10 Privatfahrzeug mit bis zu vier Personen, gültig bis zu 7 aufeinanderfolgende Tage. An manchen Feiertagen ist der Eintritt kostenlos.

Ab dem Besuch von mehr als 3 Nationalparks lohnt sich meist der Kauf des Jahrespasses für $80, den man an den Eingängen der Nationalparks bzw. vorab in Deutschland bei Reiseveranstaltern erwerben kann.

Kohm Yah-mah-nee Besucherzentrum
21820 Lassen National Park Highway, Mineral, CA 96063
Geöffnet 1. Mai bis 31. Oktober täglich und von 1. November bis 28. April Mittwoch bis Sonntag, jeweils von 9.00 bis 17.00 Uhr.

Loomis Museum
29489 Lassen National Park Highway, Shingletown, CA 96088
Tel: 530-595-6140
Geöffnet Ende Mai bis Ende Oktober von 9.00 bis 17.00 Uhr, jedoch an unterschiedlichen Tagen.

Photos: NPS; Shasta Cascade Wonderland Association;


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