Jenseits der fantastischen „Wave”

The Wave – diese außergewöhnliche Felsformation fasziniert Tausende von Wanderer, doch nur wenige Auserwählte kommen in den Genuss, sie zu erklimmen. Utah bietet eine Vielzahl von solch interessanten Gebilden; The Wave gehört jedoch zu einem der meistfotografierten „Felsen”, der zig Titelbilder von Magazinen ziert. Interessanterweise war es ein deutscher Dokumentarfilm, der zu der Popularität der „Wave” in großem Maße beitrug sowie die einzigartigen Fotos und PC-Bildschirmschoner, die in den 90er Jahren auftauchten.

Pünktlich um 8.30 Uhr morgens füllen jeden Tag zwischen 30 und 130 Menschen aus der ganzen Welt einen Bewerbungsbogen aus und hoffen auf das Beste. Deutsche, Franzosen, Italiener und sogar Chinesen drängeln sich im Besucherzentrum des BLM (Landverwaltungsamt) und warten auf den Lotteriegewinn. Eine Wandererlaubnis für die „Wave” zu bekommen ist so begehrenswert wie ein 6er im Lotto. Und genauso gering sind die Chancen, zu gewinnen. Aufgrund der Popularität und um die empfindliche Natur nicht mehr zu stören als nötig, sind maximal 64 Personen pro Tag zugelassen.

Die „Wave” ist zweifellos eine bemerkenswerte Formation und verfügt über eine der fantastischsten und buntesten Geologie, die man sich vorstellen kann. Interessant geformte Farbwirbel ziehen sich durch den Sandstein. Die Farben und Formen verändern sich mit dem Licht im Laufe des Tages. Eine Palette von tiefem Rot, hellem Rosa, Orange, Gelb bis hin zu Grün und glitzerndem Gold vereint und präsentiert sich in unterschiedlichen Strukturen. Diese feurigen Wirbel, vor 190 Millionen Jahren vom Wind in den Sandstein gemeißelt, bieten ausgezeichnete Fotomotive, selbst für den Laien. Die „Wave” liegt in der Coyote Buttes Gegend der abgelegenen Paria Canyon/Vermillion Cliffs Wildnis an der Grenze von Utah und Arizona. Und Wildnis kann man hier sehr wohl erwarten! Keine ausgewiesenen Wanderwege, Campingplätze, Wegweiser oder Toiletten. Es ist kein einfaches Gelände und das Gebiet hat schon so manches Opfer gefordert. Es kommt immer wieder vor, dass Wanderer nicht genügend Wasser dabeihaben, sich verirren, nicht die nötige Fitness mitbringen oder einfach die Temperaturen unterschätzen, besonders im Sommer. Die Anziehungskraft dieses Gebietes, mit seinen komplizierten und empfindlichen Darstellungen dieser komplex geologischen Formationen, ist jedoch ungebrochen.

The Wave Paria Canyon

Die Wanderbedingungen in den Coyote Buttes ändern sich drastisch mit den Jahreszeiten. Während der beliebten Jahreszeiten Frühjahr und Herbst können die Temperaturen angenehm und die Konditionen ideal sein. Von Mitte Mai bis Mitte September kann es brutal heiß werden. Das „Slickrock”-Gelände, das in dem Gebiet dominiert, absorbiert und strahlt die Hitze aus, wie ein Hochofen im Freien. „Slickrock” ist zerklüftet und rau, Wanderer sollten in guter körperlicher Verfassung sein. Es gibt zwei Zugänge zu Coyote Buttes North, wo sich die „Wave” befindet: Wire Pass ist der Haupt-Wanderweg und der am meisten benutzte, um zur „Wave” zu gelangen. Notch ist ein unbebauter Zugang und sollte nur von erfahrenen Wanderern benutzt werden. Die „Wave” ist ein Ort ohnegleichen und macht seinem berühmten Ruf alle Ehre. Jedoch, mit nur 20 Genehmigungen pro Tag, gibt es viele Touristen, die nicht die Chance bekommen, dort zu wandern, und enttäuscht wieder abfahren. Das muss aber nicht sein!

Was viele dieser enttäuschten Wanderer nicht wissen, ist, dass die „Wave” nur eine von vielen erstaunlichen Möglichkeiten innerhalb dieser großen, geschützten Wildnis ist. Der Süden Utahs ist ein riesiger Abenteuer-Spielplatz von seltenen und außergewöhnlich schönen Orten, die es zu entdecken gibt. Eine Reihe dieser unvergesslichen Wandererlebnisse liegt im größten und abgelegensten öffentlichen Gebiet dieses Landes, dem 770.000 Hektar großen Grand Staircase-Escalante National Monument.

The Wave

In der Gegend von Kanab, das im südlichen Utah gelegene kleine Städtchen, gibt es eine Menge attraktiver Gebiete zu erwandern und erforschen. Eins davon ist White Pockets National Monument. Genauso abgelegen und mit Sicherheit genauso abenteuerlich. Man kann die Gegend zu Fuß oder mit einem Quad – in den USA heißen sie ATV – erkunden. Die White Pockets sind seltener besucht und liegen ca. 1 ½ Std. mit dem Auto von Kanab entfernt. Es ist noch ein gutes Stück vom Parkplatz bis zu den faszinierenden Felsformationen. Der beste Weg, diese fantastische Gegend zu erkunden, ist jedoch mit einem der Tour Anbieter, die kein Problem haben, ihre Allrad-Antriebs-Fahrzeuge durch diese Sandsteingebilde zu manövrieren. Für Reisende aus dem Ausland empfiehlt sich die Allrad-Antrieb-Variante allerdings nicht, denn die meisten Leihfahrzeuge sind in keinster Weise für diese Art von Abenteuer ausgestattet. Außerdem verbieten die üblichen Autovermieter off-road Fahrten. Es kann teuer werden, wenn man dort mit dem Fahrzeug liegen bleibt (bis zu $1000, wenn man Glück hat und überhaupt einen Abschleppdienst anrufen kann, mangels Handy-Signal). Der damit verbundene Ärger muss im Urlaub nicht sein.

Auf der ca. einstündigen Fahrt mit dem Quad zu den White Pockets, teilweise durch lange, sandige Dünen, sieht man nichts außer unglaublicher Natur – mehrfarbige Kunstwerke in Form von Felsformationen jeglicher Art. Der außergewöhnliche Kontrast der Farben ist beeindruckend. Hier herrscht absolute Wildnis und das Schweigen wird nur unterbrochen von dem Motor unseres Fahrzeugs und ein paar kreisender Habichte.

White Pockets
@Tyler Correll

Bei der Ankunft sind wir erst einmal überrascht und geblendet, von dem satten Weiß mancher Felsen und den extrem unterschiedlichen Formen – von sanft gerundeten Hügeln bis hin zu aufsteigenden Klippen, die ca. 8m hoch sind. „White Pocket” ist ein hervorstehender Felsen mit einem außergewöhnlichen Merkmal auf dem Gipfel – eine kreisrunde weiße Vertiefung (weiße Tasche), die dem Felsen und dem Gebiet seinen Namen gab. Und wie so vieles in dieser Gegend, entstanden von Wind, Regen und Sand über Millionen von Jahren. Es gibt keine offiziellen Wege und Pfade in dieser Wildnis, die markantesten Felsgebilde eignen sich hervorragend als Merkmal. Erwandere Dir die vielfältige und unterschiedliche Gegend. Was sich einem hier bietet ist ein Traum von einem Abenteuer-Spielplatz – korkenzieherförmige Spiralen, mehrfarbige Rillen in weiß, gelb, rot, orange und rosa, pockennarbige Gestalten, Becken, die sich manchmal mit Wasser füllen, pilzartige Felsvorsprünge, seltsame Ausbuchtungen, die wie Gehirne aussehen und wellenartige Formationen. Nicht zu vergessen, die schier unendlichen Fotomotive, die sich hier bieten. Sonnenauf- und untergänge sind die absoluten Traummotive.

White Pockets
@Tyler Cornell

White Pockets ist die ideale Alternative zur „Wave”. Man braucht keine Genehmigung und, was das Schönste ist, es sind kaum Menschen hier. Das Nationalmonument gilt immer noch als Geheimtipp. Hier kann man sich frei bewegen, umherwandern wo immer man will, die Einsamkeit genießen solange man möchte. Starte Deinen Tag früh, dann kannst Du dieses Wunderwerk der Natur den ganzen Tag erleben. Und denke daran, wie viele enttäuschte Gesichter sich am nächsten Morgen wieder im BLM-Büro einfinden werden, pünktlich um 8.30 Uhr, und auf ihr Glück hoffen, die „Wave” zu erwandern… und nicht wissen, dass es „gleich nebenan” eine Faszination von Farben und Felsformationen gibt.

White Pockets
@Tyler Cornell

So kommst Du hin:

Von Las Vegas, NV geht es auf dem I-15 Nord/US-93 Nord bis Ausfahrt 16. Weiter auf dem Highway 9 Richtung Hurricane/Zion Nationalpark, zur UT-59 South, die kurz durch Arizona verläuft und dann wieder nach Utah. Folge der AZ-389 East und biege links auf den US-89A Nord ein Richtung Kanab. Ca. 202 Meilen/323 km

Von Phoenix, AZ geht es auf dem I-17 Nord, Richtung Flagstaff bis Ausfahrt 340A. Dort weiter auf I-40 East, Richtung Albuquerque bis Ausfahrt 201, Richtung US-89A/Page. Ca. 273 Meilen/437 km

Photos: Kane County Tourism; Page-Lake Powell Tourism; Arizona Tourism Office;


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