Heard Museum

Die wahre Welt der Indianer

Eine der bedeutendsten Kultureinrichtungen in Phoenix, Arizona ist das Heard Museum, ein privates, gemeinnütziges Museum, das sich der Weiterentwicklung indianischer Kunst widmet und internationalen Ruf genießt. Wer sich für die Urkulturen des amerikanischen Südwestens interessiert, kann hier, z.B. durch verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen, mehr über ihr Leben und ihre Kunst erfahren.

Seit der Gründung im Jahre 1929 hat sich das im spanischen Missionsstil gebaute Museum um das achtfache vergrößert und zeigt auf mittlerweile 10.000 Quadratmetern feste sowie wechselnde Ausstellungen. Als das Ehepaar Dwight B. Heard und Maie Bartlett Heard 1895 von Chicago nach Phoenix übersiedelten, war die heutige Wüstenmetropole eine staubige Hügellandschaft mit einer kleinen Westernstadt und einem Eisenbahnanschluss. Cowboys, Banditen und Indianer hielten sich noch immer im Hinterland auf.

The Heards

Dwight Heard war lungenkrank und deshalb beschloss das Ehepaar sich in einer trockenen und sonnigen Gegend niederzulassen. Das Wüstenklima bekam ihm bestens und sie bauten eine Ranch im südlichen Teil der Stadt. Dwight wurde bald ein angesehener Großgrundbesitzer und besaß verschiedene Firmen von Viehzucht bis hin zu Zitrus- und Baumwollplantagen. Außerdem erwarb er einen Zeitungsverlag, der später den Namen „Arizona Republic“ trug. Dwight starb bevor das Museum eröffnet wurde und konnte die private Kunstsammlung seiner Familie leider nicht mehr in den neuen Gemäuern bewundern. Seine Frau Maie sorgte dafür, dass das Museum zu einem kulturellen Zentrum für Einheimische und Besucher der Stadt wurde. Sie förderte Lesungen und verschiedene Bildungsprogramme, unter anderem auch für Kinder. Die Sammlung bestückte sie immer von neuem mit ausgefallenen Exponaten, die sie mit großer Sorgfalt aussuchte. Im Jahre 1951 starb Maie Heard, doch das Museum lebte weiter.

Ihr Erbe ermöglichte eine beachtliche Erweiterung. 1958 kam bereits ein Museumsshop hinzu und zum gleichen Zeitpunkt wurde der bis heute extrem beliebte Indian Fair & Market eingeführt, der jedes Jahr am ersten März Wochenende stattfindet und zahlreiche Besucher anlockt, die sich für indianisches Kunsthandwerk und Rituale interessieren. Es ist der größte Markt dieser Art in Arizona und der zweitgrößte im ganzen Land. Rund 600 indianische Künstler aus den USA und Kanada präsentieren ihre Kunst. Indian Fair & Market ist die ideale Veranstaltung, um indianische Kultur hautnah zu erleben.

Indian Market

Das damalige Phoenix entwickelte sich von einer kleinen Siedlung am Salt River zu einer Hauptstadt. Fast 2000 Jahre lang lebten hier Indianer, bis zum 14. Jahrhundert waren es hauptsächlich die vom Stamme der Hohokam. Sie bauten in der Wüste Bewässerungssysteme und betrieben hauptsächlich Ackerbau. Trotzdem ging der Stamm auf bis heute ungeklärte und mysteriöse Art und Weise unter. Mehr als 25 Prozent der Fläche Arizonas sind noch immer Reservatland, in dem 22 heimische Indianerstämme mit insgesamt etwa 250.000 Menschen leben. Arizona hat den größten indianischen Bevölkerungsanteil in den USA.

Das bekannteste und bevölkerungsreichste Indianerreservat Nordamerikas ist das Navajo Reservat im Norden Arizonas, das sich über die Staatsgrenze hinaus bis nach New Mexico und Utah erstreckt. Innerhalb des landschaftlich beindruckenden Navajo Reservats ist auch das Hopi Reservat gelegen, in dem der älteste Indianerstamm Arizonas lebt. Es lohnt sich das Reservat zu besuchen. Einige der eindrucksvollsten Naturwunder Arizonas befinden sich hier ebenfalls, wie zum Beispiel das Monument Valley mit seinen imposanten Sandsteinbögen oder der Canyon de Chelly mit seinen tief eingeschnittenen Felsschluchten, umgeben von roten Sandsteinwänden. Die Indianer tragen viel dazu bei, die einzigartigen Landschaften zu pflegen und erhalten, und offerieren Führungen, wo man Geschichte aus erster Hand erzählt bekommt. Wer keinen Roadtrip unternehmen will, bekommt einen guten Einblick bei einem Besuch im Heard Museum in Phoenix. Die Erinnerung an die amerikanischen Ureinwohner lebt nicht nur hier sondern auch um die Stadt herum weiter.

Das Heard Museum wuchs von Jahr zu Jahr. 1986 eröffnete mit der Jacobsen Gallery of Indian Art ein neuer Ausstellungsbereich. Es wurde immer weiter expandiert und es entstanden ein Buchladen, Café, Künstlerstudio, eine Bibliothek, sowie neue Büros, Lagerräume und ständig neue Ausstellungsflächen. Heute werden etwa 44.000 Exponate in 12 verschiedenen Galerien ausgestellt. In Cowboy- und Westernfilmen erleben wir immer wieder ein romantisches und klischeebehaftetes Bild der Indianerstämme, doch in den Sammlungen und Galerien lernen wir mehr über das wahre Leben der indianischen Bevölkerung. Eine der Dauerausstellungen trägt den Namen „HOME:  Native People in the Southwest“. Hier bekommt man nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit, sondern auch einen Rundumblick in das heutige Leben der Ureinwohner. Man kann anschaulich nachvollziehen, wie die Indianer gelebt haben. Wir lernen, wie gejagt, gekocht oder gewebt wurde. Wir sehen die schönsten Sammlungen von Schmuck, Keramik bis hin zu Waffen und Werkzeugen. Historische Artefakte treffen auf zeitgenössische Kunst. Das Museum ist und bleibt lebendig und ist eine Art Sprachrohr der Indianerstämme.

Heard Museum

Eine besonders beliebte Sammlung und Stolz der Betreiber sind die Katsina- oder Kachina Dolls. 1200 Stück aus einer privaten Kollektion; insgesamt 3600 schmücken die Vitrinen und Auslagen in verschiedenen Varianten und Farben. Es handelt sich um Holzpuppen, die Geister der Natur und der Ahnen symbolisieren und als Vermittler zwischen Göttern und Menschen gelten. Außerdem werden sie als heilige Wesen verehrt, die den Kindern übergeben wurden, um in die religiöse Welt eingeführt zu werden. Es sind exakte Miniatur-Kopien von erwachsenen Kachina-Tänzern und tragen die Original Kostüme und Masken. Sie werden aus getrocknetem Pappelholz geschnitzt und stellen verschiedene charakteristische Merkmale dar. So zum Beispiel der Clown (Tsutskut), der zu allen Gelegenheiten bei Tänzen auftritt und durch derbe Späße und lokale Satire das Verhalten bestimmter Dorfbewohner kritisiert. In den Zeremonien dürfen nur Männer tanzen, deshalb werden die Puppen hauptsächlich an junge Mädchen weitergegeben, um ihnen Gesundheit und später Fruchtbarkeit zu bescheren. Die Herstellung der Figuren gilt als hohe Form der Schnitzkunst. Ab dem 19. Jahrhundert wurden die Kachinas beliebte Sammlerobjekte. Den höchsten Preis bisher erzielte eine Figur bei einer Versteigerung von Sotheby’s in New York für $294.000.

Exponate des Heard Museums sind weltweit angesehen. Die Ausstellungen sind in einen Museumskomplex eingebettet, der durch gelungene architektonische Elemente betont wird. Viele Aspekte erzeugen fast den Anschein, dass Indianer bei der Planung mitgewirkt haben. Verschiedenste Genres an Kunst und Kunsthandwerk können nicht nur im Inneren bewundert werden. Die Außenanlagen sind ebenfalls sehenswert und es lohnt sich auch dort etwas Zeit zu verbringen. Schön bepflanzte Innenhöfe mit Brunnen und Skulpturen bieten das ideale Ambiente, um ein wenig zu entspannen und die Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Unbedingt sollten Sie vor einem Besuch in den Veranstaltungskalender schauen, denn sowohl im L.Libby Jr. Amphitheater wie auch dem Steele Auditorium werden ganzjährig Vorträge gehalten sowie Tanz- und Theateraufführungen gezeigt. Und achten Sie besonders auf neue Ausstellungen, Workshops und Seminare, denn da bietet sich meistens eine Gelegenheit die Künstler persönlich kennenzulernen.

Heard Museum Gallery

Was wäre ein Museum ohne Shops? Hier gibt es gleich zwei davon, die ein überwältigendes Angebot haben. Ein Museum soll ja bilden und Kultur bewahren, und nicht den Konsum fördern. Das ist den Verantwortlichen in Phoenix sehr gut gelungen. Seit 50 Jahren versuchen sie indianische Moderne und Vergangenheit gleichermaßen zu berücksichtigen und zu respektieren, sowohl mit Exponaten als auch mit Verkaufsobjekten. Bei Books & More trifft man auf ausgefallene indianische Literatur. Mündlich übertragene Erzähltraditionen und Schriftzeugnisse gehören zu den Raritäten. Auf der Suche nach einem vertiefenden Zugang zu ausgewählten Themen wie Handwerk, Farben und Weben, oder Kriegsführung, ist alles verfügbar. Natürlich gibt es auch Andenken und Postkarten. Im Heard Museum Shop wird besonders darauf geachtet, dass authentische Indianerkunst verkauft wird und keine Kopien „Made in China“ in den Regalen landen. Deshalb ist der Museumsladen auch bei Kunstsammlern beliebt. Online Shopping ist möglich und das Angebot ist mehr als beeindruckend.

Heard Museum Shop

Authentisch geht es auch im „Courtyard Café“ zu. Das Menu wechselt saisonal und bietet jede Menge indianisch inspirierte Gerichte, so auch den beliebten „Twisted Cedar Wine“, der im Südwesten Utahs vom Stamme der Paiute Indianer angebaut wird. Die Stammesältesten segnen die Weinberge, um eine gute Ernte einzubringen. Als Dessert noch eben eine Empfehlung: „Fry Bread Sundae“ – es besteht aus dem traditionellen Indianerbrot, in diesem Fall die süße Variante mit Vanille Eis und Schokoladensoße. Mal etwas anders, schmeckt aber super. Für den schnellen kleinen Hunger und Durst nach oder während der Besichtigung hat das „Coffee Cantina“ einiges zu bieten und zwar vom leckeren Sandwich, über kleine Salate bis hin zu Süßspeisen.

Mehr Info und Details finden Sie unter https://heard.org


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