Freiheit und Abenteuer

Die faszinierendsten Traumstraßen im Westen der USA

Der Westen der USA ist ideal für lange road trips. Auf den Traumstraßen wird das Ziel zur Nebensache. Die Motive sind so schön wie auf einer Postkarte und lassen uns staunen und innehalten. Sie führen teilweise durch unberührte Natur, bieten atemberaubende Ausblicke und großartige Begegnungen mit Wildtieren. Eine ordentliche Portion Freiheit und Abenteuer ist natürlich auch mit im Spiel. Komm mit in die aufregende, vielfältige Welt der amerikanischen Panoramastraßen – wo Autofahren so richtig Spaß macht.

Arizona/Utah – US Highway 163 – Das Tor zum Monument Valley

Freiheit und Abenteuer - Monument Valley
@Michael Kunde_UOT

Es ist ein heißer Sommertag. Die Sonne brennt. Wir begeben uns auf eine besondere Traumstraße, die Kayenta-Monument Valley Scenic Road, auch bekannt als US Highway 163. Sie verläuft in Nord-Süd-Richtung mit den Endpunkten Kayenta im Süden und Bluff im Norden. 77 Kilometer zwischen Arizona und Utah, machen diese Strecke zum Wild-West-Event. Wir hören Oldies und westwärts weht der Fahrtwind. Irgendwie kommt uns der Film „Thelma und Louise“ in den Sinn, und Cowboyromantik stellt sich ein. Wir steuern auf das Monument Valley zu, das sich auf dem geheiligten Land der Navajos befindet und in deren Sprache „Tsé Biiʼ Ndzisgaii“ (Tal der Steine) heißt. Es liegt auf einer Höhe von fast 1.700 Metern. Filme wie „Stagecoach“ von John Ford bis „Once upon a Time in the West“ (Spiel mir das Lied vom Tod) von Sergio Leone wurden hier gedreht und auch Tom Hanks raste als „Forrest Gump“ joggend auf der Strecke. Man fühlt sich, als würde man direkt im Film mitspielen.

Die Landschaft ist von andachtsvoller Schönheit, die unendliche Weite ist so beeindruckend, dass man vor Ehrfurcht fast erstarrt. Die Gegend ist ein aus Wind- und Regenerosion entstandenes Naturphänomen. Die typischen Tafelberge aus rotem Sandstein funkeln in der Abendsonne und strahlen eine heitere Atmosphäre aus. Hier gibt es keine engen Schluchten oder steile Abgründe, sondern eine weite, offene lichtdurchflutete Zone. Es ist ein besonderer Moment, diese gigantischen, weltbekannten Felsen aus nächster Nähe zu sehen. Wir bleiben, solange wir können. Erst wenn die Sonne versinkt, machen wir uns auf den Weg nach Bluff, einem genauso friedlichen Ort wie die gesamte Strecke, und erfreuen uns an den historischen Steingebäuden und dem charmanten Ambiente. Unser Eindruck: Eine wilde Schönheit für die Autofahrer Seele und das absolute feeling von Freiheit und Abenteuer.

 

Alaska – Alaska Highway

Freiheit und Abenteuer - Alaska Highway
@Gov’t of Yukon

Start ist in Dawson Creek, in der kanadischen Provinz British Columbia, dem Ort mit der bunten Häuserfassade, auch bekannt als „Mile Zero“ mit dem Schild: „You are now entering the world famous Alaska Highway“ – „Sie fahren jetzt auf den weltberühmten Alaska Highway“. US-Präsident Franklin Roosevelt hatte nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941 die Planung der Straße beschlossen, die nach Delta Junction in Alaska führt, um Material dorthin zu transportieren, weil ein zweiter Angriff vermutet wurde. Der Weg ist ein langer und zwar ganze 2.232 Kilometer. Am schnellsten kann man es mit dem Flugzeug schaffen oder mit dem Schiff durch die Inside Passage – bestimmt schön, aber auch teuer. Und, das wäre ja nur halb so viel Spaß. Am Kreisverkehr stadtauswärts steht die Statue eines Soldaten, dessen Arm in Richtung Alaska weist. Los geht’s!

Erste Übernachtung ist am Charlie Lake. Die Etappe von 440 Kilometern bis Fort Nelson liegt vor uns: Weite, Einsamkeit, Bäume, noch mehr Bäume und immer wieder überqueren entweder Rehe oder Bergschafe unsere Fahrbahn. Die nächsten 500 Kilometer bis Watson Lake sind aufregender, weil sich enge Straßen über Bergpässe winden und uns hinter jeder Kurve eine neue Farbenpracht erwartet. Bunte Blumenfelder, tiefgrüne Gewässer und bei „Liard Hot Springs“ heiße Quellen mitten im Wald, in denen wir uns mit einem Bad entspannen. Watson Lake hat auch einen der berühmtesten Schilderwälder. Das erste Schild stammte von einem Soldaten, der Heimweh hatte und ein Schild seiner Heimstadt aufhängte. Heute gibt es um die 80.000 davon und das in allen Variationen.

Am nächsten Morgen geschieht endlich das, worauf wir die ganze Zeit gewartet haben. Zwei prächtige Bären, an der Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation, futtern am Straßenrand dicke fette rote Beeren. Als wir anhalten und die Kamera zücken, verschwinden sie blitzschnell im Wald.

Obwohl der Highway asphaltiert ist, rüttelt und schüttelt es des Öfteren sehr, denn Schlaglöcher aufgrund von Frostschäden, gehören zur Tagesordnung. Nachdem die Grenze überschritten ist, folgen viele öde Abschnitte, die aber durchaus sehr reizvoll sind. Nach vier Tagen erreichen wir Delta Junction, das offizielle Ende des Alaska Highways, „Mile Post 1422“. Im Besucherzentrum holen wir uns eine Urkunde ab und vermerken im Logbuch: Nur Durchhalten wird belohnt! Unser Eindruck: Road trip durch die Einsamkeit; das wahre Gefühl von Freiheit und Abenteuer.

 

Colorado – Million Dollar Highway

Freiheit und Abenteuer
@Ouray Office of Tourism

Wenn man an die vielen Nobel-Skiorte in Colorado denkt, wundert es nicht, dass uns dort der Million Dollar Highway erwartet. Die ursprünglich in den 1880ern gebaute und in den 1920ern komplett erneuerte Traumstraße ist ein 40 Kilometer langer Abschnitt auf dem Highway 550 zwischen Ouray und Silverton. Der Highway ist Teil des San Juan Skyway. Woher der Spitzname kommt, ist nicht ganz klar. Die Versionen reichen von: Es ist der Preis, den die Straße pro Meile durch extremes Gelände gekostet hat oder, er hat eine „Eine Million Dollar Aussicht“ oder, es gab Menschen, die sagten, sie würden hier nicht lang fahren, auch wenn man ihnen eine Million Dollar gibt! Jetzt überzeugen wir uns selbst.

Startpunkt ist die Westernstadt Silverton, die ihren Wohlstand der Zeit des Goldrausches verdankte. Sie ist eingebettet in die San Juan Mountains. Bevor es losgeht, machen wir einen Bummel durch die staubigen Straßen der Goldgräbersiedlung und nehmen einen Drink in einem der Saloons. Verlässt man den Ort, merkt man schnell, dass die Straße nichts für schwache Nerven ist, aber ein Erlebnis der besonderen Art. Steile Felswände lassen die Strecke enger erscheinen als sie tatsächlich ist. Dichte Nadelwälder, die nur manchmal einen kurzen Ausblick in die Ferne ermöglichen, bieten ein typisches Landschaftsbild des Bundesstaates.

Durch die Uncompahgre-Schlucht, die von fast 4.000 Meter hohen Bergen umgeben ist, gelangt man zum aufregendsten Streckenabschnitt des 3.358 Meter hohen Red Mountain Pass, der aufgrund seines Mineralgehalts auch wirklich rot ist. Der Anblick ist besonders bei Sonnenuntergang ein stimmungsvolles Bild. Die Straße selbst ist hier direkt in den Fels geschlagen. Ich bin wirklich froh, dass wir in Richtung Norden fahren, denn wir lehnen uns nah an die Felswände. Auf der Gegenfahrbahn gibt es Leitplanken eher selten und es geht total steil bergab, da beruhigt auch das schönste Panorama nicht.

Wir nähern uns dem Ziel. Es ist das ehemalige, charmante Minenstädtchen Ouray, das sich die „Schweiz Amerikas“ nennt. Serpentinenartig geht es bergab. Allerhöchste Konzentration ist gefragt. Auf der Main Street angekommen, ist es Zeit für ein erfrischendes Bierchen in der „Ouray Brewery“, wo wir bei Gitarrenmusik auf unser abenteuerliches Unternehmen anstoßen. Unser Eindruck: Tour in eine fantastische Bergwelt mit kleinem Nervenkitzel.

 

Hawaii/Maui – Hana Highway

Freiheit und Abenteuer - Road to Hana
@HTA/Thor Johnson

Die Fahrt auf der „Road to Hana“ ist optimal für Kurvenfahrer und Naturliebhaber. Etwa 620 Kurven und 59 Brücken, davon viele Einspurige, sind ein echtes Abenteuer. Dann gibt es noch jede Menge Haarnadelkurven und eine Aussicht auf Maui, die man nicht in Worte fassen kann. Was man braucht, ist viel Zeit. Die Strecke führt vom Hauptort Kahului, der mit Wailuku zu einem großen Siedlungsraum zusammengewachsen ist, und geht bis hin zum kleinen Städtchen Hana. Kahului-Wailuku ist das Wirtschaftszentrum Mauis. Hier wohnen etwa 60.000 Menschen, die das authentische hawaiianische Leben führen. Touristen sieht man wenige. Die Route ist knapp 100 Kilometer lang, man braucht aber mehrere Stunden, wenn man alles sehen möchte. Die Fahrt ist ein spannendes Erlebnis!

Wir „cruisen“ mit einem flotten Cabrio und erforschen Regenwald und Wasserfälle. Unser erster Halt sind die Twin Falls. Startpunkt ist entweder am Parkplatz von der „Picknick Area“ oder vom „Canyon Lookout“. Der Weg führt durch zauberhafte Naturkulissen mit exotischen Bäumen und spektakulären Felsformationen. Giftgrünes Moos und kleine Höhlen machen diese Route zu einer unvergesslichen Erinnerung. Nach fünf Minuten ist man beim ersten Wasserfall, nach 15 Minuten beim zweiten. Man kann in den Auffangbecken auch baden. Absoluter Wasserspaß ist garantiert.

Im Kaumahina State Wayside Park, einem für jedermann zugänglichen Park, machen wir ein kleines Picknick. Heimische Pflanzen wie Papaya oder Hibiskus duften wie im Paradies und als wir unsere Decke ausbreiten, sehen wir ein Chamäleon auf einem Ast, das uns bedrohlich entgegenzüngelt und auf Beute lauert. Bestens gestärkt geht die fantastische Fahrt weiter. Am Nahiku Market Place stoppen wir um einige Souvenirs zu kaufen. Der Herr bekommt ein typisches „Aloha Shirt“ und die Dame ein „Muumuu“, ein Wickelgewand, das perfekt für die dortigen Temperaturen ist. Im Übrigen ist das Kleidungsstück auch zum abendlichen Ausgehen geeignet. Es gibt natürlich viel Kitsch, doch auch zauberhaften Schmuck aus Lavastein und hübsche Schalen aus dunklem Koa-Holz. Ein Gläschen Guave-Marmelade kommt noch ins Gepäck, dann nehmen wir im Restaurant ein Tässchen „Kona“ Kaffee, der auf Big Island angebaut wird, und touren weiter, vorbei an wildromantischen tropischen Szenerien mit üppigem Grün, riesigen Tulpenbäumen und Strelitzien, die hier auf Hawaii wild wachsen.

Erreicht man Hana, ticken die Uhren anders als in den übrigen Orten der Insel. Es ist total friedvoll, ruhig und losgelöst vom Alltag. Bleib auf jeden Fall eine Nacht in Hana und plane am Morgen einen Spaziergang am fast schwarzen Strand, von wo aus man den Sonnenaufgang über dem Meer genießen kann. Unser Eindruck: Tropische Traumstrecke mit paradiesischer Aussicht. Auf jeden Fall sollte man früh am Morgen losfahren und auch ein bisschen Proviant und Wasser mitnehmen. Übrigens: Ich habe die dort die beste Ananas meines Lebens gegessen. Nach Deiner Rückkehr hast Du Dir dann guten Gewissens den berühmten Aufkleber „I Survived the Road to Hana“ verdient. Das Non-Plus-Ultra von Freiheit und Abenteuer.

 

Kalifornien – Highway Nr. 1 Big Sur

Highway No. 1
@Visit California

Kaum eine Straße in den Vereinigten Staaten ist so bekannt wie der Highway 1 in Kalifornien. Man nennt ihn auch Pacific Coast Highway (PCH), dann mal Cabrillo Highway oder National Scenic Highway. Einer der schönsten Abschnitte liegt zwischen San Simeon und Carmel, entlang dem Küstenstreifen von Big Sur. Dort kann es allerdings auch mal zu einem Erdrutsch kommen, wie vor einigen Jahren. Am Morgen sind die Felsen des Vorgebirges oft nebelverhangen und man kann die riesigen Mammutbäume kaum erkennen.

Doch wir haben Glück! Schroffe Klippen, blaues Meer und Sonne – was kann noch schöner sein? Hier ist die Antwort. Eine achtköpfige Gruppe von Delfinen springt fröhlich und spielerisch auf der Wasseroberfläche und begleitet uns eine ganze Weile an der Küste entlang. Jetzt ist das Urlaubsgefühl vollkommen.

Unser erster Stopp ist die Bixby Bridge, die viele auch die Big-Sur-Version der Golden Gate Bridge nennen. Sie gilt als Meisterwerk der Ingenieurkunst. Am Südende der Brücke halten wir an, um das perfekte Selfie zu schießen. Die Betonbrücke ist 79 Meter hoch und wurde 1932 für $200.000 gebaut. Der Bau war kompliziert, was man beim Anblick der brüchigen Hänge des Canyons gut verstehen kann. 45.000 Säcke Zement mussten an einem Holzgerüst von Hand hochgezogen werden. Irgendwann stand dann die Brücke. Doch die Straße, die Carmel mit San Luis Obispo verbinden sollte, war noch lange nicht freigegeben. Weiter geht es zu den McWay Falls – der silbrige Wasserfall stürzt aus 24 Metern Höhe direkt ins Meer; glitzernde Wassertropfen tanzen in der Sonne. Den malerischen Strand kann man zu Lande nicht erreichen, doch wir sehen einige Leute, die mit einem Boot hierherkamen, obwohl das Begehen des bildschönen Fleckchens wegen hoher Felsabsturzgefahr verboten ist. Der Wasserfall liegt auf dem Territorium des Julia Pfeiffer Burns Park. Hier kann man wunderschöne Wanderungen machen, wie z.B. der 1,6 Kilometer lange Partington Cove Trail – eine steile Wanderung, die über eine idyllische Holzbrücke und einen 18 Meter langen Tunnel führt.

Wir genießen in erster Linie die Fahrt entlang der wild-romantischen Pazifikküste, machen zwischendurch ein Picknick am Strand und es stört uns überhaupt nicht, dass wir keinen Handyempfang haben. Wer dennoch ein bisschen Küstenstadt-Flair möchte, kann im träumerischen Künstlerort Carmel die reizende Innenstadt mit kleinen Geschäften und Kneipen erkunden oder in San Luis Obispo das eindrucksvolle Gebäude der 1772 von Pater Junípero Serra gegründeten Mission besichtigen, vor der die riesige Skulptur eines Grizzlybären thront. Unser Eindruck: Freiheit und Abenteuer mit California dreaming – Perfekter road trip mit Salz auf den Lippen und Wind in den Haaren

 

Montana – Going-to-the-Sun Road

Glacier National Park
@Visit Montana

Die etwa 80 Kilometer lange Panoramastraße schlängelt sich durch die faszinierende Szenerie des Glacier National Parks in Montana, der 1995 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Umgeben ist man von den atemberaubenden Bergen der Rocky Mountains, klaren Bergseen und zahlreichen Wasserfällen. Das Ökosystem ist vielseitig und reicht von alpiner Flora und Fauna, über üppige Zedernwälder bis hin zu weiten Prärien.

Gleich zu Beginn ist der Wild Goose Overlook, der das beliebteste Fotomotiv des Parks bietet. Der 2.026 Meter hohe Logan Pass bildet den höchsten Punkt der 1933 erbauten Route, die nicht zu unterschätzen ist. Es gibt zahlreiche unübersichtliche Kurven, die öfter mit einer Überraschung aufwarten. Wir stehen mal eben 10 Minuten, bis sich eine Herde Dickhornschafe entschieden hat, den Weg freizugeben. Herunterstürzende Wassermassen, die vor allem im Frühling auf den Teer prasseln, sind auch keine Seltenheit. Westlich vom Logan Pass passiert man die Weeping Wall, eine ausgefallene geologische Felsformation, aus der das Wasser direkt aus der Felswand rinnt. Der Blick ist immer wieder auf die majestätischen Gletscher gerichtet.

Im Lake McDonald, an dessen Südufer man vorbeifährt, spiegeln sich die prächtigen Berggipfel auf der glitzernden Wasseroberfläche. Hier ist unser nächster Halt und wir mieten uns ein kleines Boot. Farbenfrohe Wildblumen-Wiesen und die triumphalen Rockies machen diesen Ausflug zu einem perfekten Blickfang. Entlang der Straße gibt es viele Aussichtspunkte und es zweigen auch Wanderwege ab, wenn man sich von der Autofahrt ein wenig erholen und frische Bergluft schnappen möchte. Die Straße ist in der Regel von Juni bis Oktober geöffnet, doch sollte man sich unbedingt vor Fahrtbeginn aktuelle Infos einholen, denn auf dem Pass schneit es manchmal schon im Juli.

Die Going-to-the-Sun-Road ist aufgrund der herrlichen Landschaft auch bei Filmemachern beliebt. Die Anfangssequenz des Horrorstreifens „The Shining“ mit Jack Nicholson in der Hauptrolle, zeigt eindrucksvolle herbstliche Bilder. Die Strecke ist auch im Klassiker „Forrest Gump“ mit Tom Hanks verewigt. Unser Eindruck: Prickelndes Fahrvergnügen mit gewaltiger Kulisse. Feiheit und Abenteuer wird hier Groß geschrieben.

Titelbild: Utah Office of Tourism


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