Canyon Country – Utah

Schon mal von San Juan County in Utah gehört? Nein? Wir glauben schon, dass Ihnen so mancher Name dort bekannt vorkommt.

San Juan County beherbergt einige der schönsten Sehenswürdigkeiten der USA – Monument Valley, Canyonlands, Glen Canyon, Lake Powell, Rainbow Bridge, die Goosenecks des San Juan Rivers – fast schon unfair, so viele Attraktionen in einem Gebiet.

San Juan County befindet sich in der Four Corner Region im Südwesten der USA, mitten im Zentrum der Colorado Hochebene. Ein Gebiet voller Kontraste – Canyons, Wüsten, Flüsse, Berge und Seen sowie vergangene und gegenwärtige Indianerklturen. Es ist ein rauhes Land und die Vergangenheit dieser Gegend ist sehr eng mit der Gegenwart verbunden. Die Menschen hier sind stolz auf ihre Geschichte und unterschiedlichen Kulturen. Eine Gegend, in der ‚Kulturerbe’ nicht nur ein Schlagwort ist sondern einen Lebensstil repräsentiert.

San Juan County ist bekannt für seine Schönheit und Vielfalt. Jährlich kommen Millionen von Besucher um sich dem Flair der vergangenen Zeiten hinzugeben. Was die Bewohner hier sowohl als Vorteil wie auch als Herausforderung betrachten, ist für die Stadt-Touristen ideal – die Abgeschiedenheit. Alleine sein, seinen Gedanken nachhängen, mt sich selbst ins Reine kommen, einfach mal abschalten, in die Weite oder hinunter in den Fluss starren und an nichts denken. Diese Zeit sollte man sich nehmen. Und wo besser als im Monument Valley oder am Lake Powell oder wo auch immer Sie Ihren Lieblingsplatz in dieser aufregenden Gegend finden werden bzw. vielleicht schon gefunden haben.

Yá’át’ééh Tse’ Bii’ Ndzisgaii – Willkommen im Monument Valley
Wer kennt sie nicht, die stolzen, hochragenden Sandstein Türme, die in jedem John Wayne Western auftauchen und immer wieder als beliebte Kulisse für Werbung dienen?

Monument Valley ‚Navajo Tribal Park’ ist die offizielle Bezeichnung und somit ein geschützter Park. 1884 hat Präsident Chester Arthur das Navajo Reservat um das Monument Valley erweitert. Im Juli 1958 wurde dies der erste Navajo Tribal Park der USA. Er liegt an der Grenze zwischen Utah und Arizona und ist die Heimat der Diné, der Navajo Indianer, von denen noch ca. 300 im Park leben. Sie haben sich bis heute ihre Traditionen und Lebensart bewahrt, was nicht immer einfach ist, diese mit der modernen Welt zu vereinbaren. Die traditionellen Navajos leben in ‚Hogans’ (mit Lehm bedeckte Holzhütten) ohne fliessendes Wasser und Strom, ganz zu schweigen von Handy und Computer!

Als Besucher kann man das Monument Valley selbst auf einer staubigen und holprigen Strasse durchfahren, die auch an den bekannten Felsformationen Mittens, Totem Pole und Yei Bi Chai vorbei führt. Diese roten Sandstein Formationen sind weit über 100 Mio. Jahre alt und das Resultat von jahrtausende langer stetiger Erosion, geologischen Bodenerhebungen, Wind und Wasser. Obwohl das Land auf den ersten Blick nur staubig, dürr und trocken erscheint, liegen tief unter der Oberfläche Sanddünen, die überraschenderweise reichlich Wasser enthalten. Der Anbau von Mais hat gute Chancen dort zu gedeihen.

Tiefer ins Valley kommt man mit einem Navajo Führer, der Ihnen etwas über die Kulturen der Navajos erzählt und Sie zu alten Ruinen und Formationen bringt, zu denen Sie im Alleingang keinen Zutritt haben. Die Führer wissen auch zu welchen Tageszeiten man wo den besten Ausblick hat und werden Sie dort rechtzeitig hinbringen.

Ein Besucherzentrum am Eingang des Parks gibt Einblick in die Geschichte der Navajos und Navajo ‚code talkers’ aus dem 2. Weltkrieg. Ausserdem gibt es einen Souvenirladen und im Sommer ist das Restaurant geöffnet. Auf der Zufahrtsstrasse zum Besucherzentrum bieten Navajos ihr Handwerk, Kunst, Souvenirs und Schmuck zum Verkauf an. Ganz besonders begehrt sind Teppiche von den Navajos – satte Farben und Motive, alles handgearbeitet.

Bitte bedenken Sie, dass die Behausungen der Navajos im Park sowie die Navajos selbst nicht fotografiert werden dürfen. Religiöse Gründe verbieten den Navajos sich fotografieren zu lassen. Sie sollten grundsätzlich vorher um Erlaubnis fragen.

Ein absolut stimmungsvolles Erlebnis ist der Sonnenuntergang im Monument Valley, wenn die Abendsonne sich im roten Sandstein wiederspiegelt. Da kann man nur hoffen, genügend Film in der Kamera zu haben bzw. Saft in der Digitalkamera. Dieses Schauspiel soll man sich nicht entgehen lassen, denn man kommt ja nun auch nicht alle Tage hier vorbei! Die Temperaturen im Park können im Sommer sehr heiss werden und es gibt wenig Schatten. Im Winter kann es aufgrund der Höhenlage schon mal Schnee geben.

Ca. 23km westlich vom Monument Valley auf der Road 42 befindet sich die Oljato Trading Post – keine Touristenattrappe sondern ein für die Navajos wichtiger Einkaufsladen Eine reizvolle Fahrt führt durch rote Sandstein Gebiete mit Blick auf Navajo Mountain und erinnert an die Landschaften, die einem aus den Western so bekannt vorkommen. Die Trading Post selbst ist ein Erlebnis – es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Kunden sind meist Navajos und Tauschgeschäfte sind keine Seltenheit. Versäumen Sie es nicht, sich diese Rarität anzusehen. Besitzerin Evelyn Yazzie Jensen ist ganz stolz, schon im deutschen Fernsehen gewesen zu sein.

Photo: San Juan County
Photo: San Juan County

Der Goosenecks State Park liegt hoch über dem San Juan River mit einem atemberaubenden Ausblick in die tiefen Schluchten. In 1600m Tiefe dreht und windet sich der Fluss auf einer Länge von ca. 10km durch die sogenannten ‚Gänsehälse’ und fliesst dabei jedoch sehr langsam in Richtung Lake Powell und Colorado River. Die Goosenecks des San Juan Rivers sind das bemerkenswerte Beispiel eines fest verwurzelten Flusslabyrinths. Das Ergebnis von über 300 Mio. Jahren stetiger Erdaktivität liegt hier vor Ihnen. Die massiven Kalksteinplatten in dem unteren Drittel des Canyons sind zwischen 310 und 270 Mio. Jahre alt. Der letzte See versickerte hier vor ca. 70 Mio. Jahren und der Fluss begann sich seinen beschwerlichen Weg durch den Canyon zu graben. Der Goosenecks State Park bietet eine ausgezeichnete Chance, das Skelett der Erde zu erforschen und studieren. Ein Besucherzentrum gibt es hier nicht – es ist eher alles sehr karg gehalten, ein paar Tische und Bänke sowie Toiletten. Dafür zahlt man auch keinen Eintritt.

Wer in den Canyon hinunter wandern möchte, kann das 2.5km nordwestlich der Goosenecks auf dem Honaker Trail tun. Der schmale Pfad, von ehemaligen Goldsuchern gebaut, führt auf einer Länge von knapp 4km bis runter zum Fluss. Bitte sorgen Sie vorher für genügend Trinkwasser, da es vor Ort keine Möglichkeit gibt, etwas zu kaufen. Die Zufahrt zu den Goosenecks geht vom Highway 261 weg, ca. 15km von Mexican Hat entfernt. Der Ort verfügt über ein paar kleinere Motels sowie ein Bed & Breakfast.

Lake Powell ist der zweitgrösste Stausee in Nordamerika und mit der stolzen Länge von 3000km Küste gesegnet. Umgeben von Schluchten, Buchten, Indianerruinen und Naturwundern machen Lake Powell nicht nur zu einem Paradies für Fotografen sonden auch jeden Wassersportfreund. Der 300km lange Lake Powell, der sich über Utah und Arizona erstreckt und Teil der Glen Canyon National Recreation Area ist, bietet ein ganz besonderes Urlaubs- und Freizeitvergnügen – Hausboote. Trotz der verhältnismässig hohen Kosten, sind die Hausbootferien sehr populär und rechtzeitige Reservierung ist unbedingt empfohlen.

Motorboote, Jetski, Kajak, Wasserski fahren, Tauchen und Schwimmen sind weitere Aktivitäten im Sommer. Frühling und Herbst sind ruhig am Lake Powell, aber nicht weniger schön. Man kann zwar nicht unbedingt baden und schwimmen, aber dafür hat man den See fast für sich alleine. Eine beruhigende Stille umgibt die Canyons und man hört lediglich das leise Plätschern einiger kleinerer Wellen und das angenehme Zwitschern der Vögel. Idel ist diese Jahreszeit zum Wandern und Klettern – und dazu gibt es jede Menge Möglichkeiten. Für mich persönlich, einer der schönsten Seen – ganz besonders in der Nebensaison.

Photo: San Juan County
Photo: San Juan County

Die Rainbow Bridge ist die grösste natürliche Brücke der Welt mit einer Höhe von 88m und einer Spannweite von 83m. Für die Navajo Indianer ist die Rainbow Bridge heilig, ein Symbol der Götter die Wolken, Regen und Regenbögen erzeugen – die wesentlichen Dinge des Lebens in der Wüste. Die Rainbow Bridge, wie so vieles im Südwesten, hat sich durch stetige Erosion geformt. Wasser, das vom Navajo Mountain zum Colorad floss hat die Sandsteine über Jahre hinweg ausgehöhlt. Die Brücke wurde 1909 entdeckt und bevor mit dem Lake Powell der Glen Canyon überflutet wurde, war dies eine der abgelegensten und unerreichbarsten Regionen der USA, nur wenige Meilen vom Colorado. Am besten kommt man zur Rainbow Bridge mit dem Boot von der Wahweap Marina oder Bullfrog Marina aus hin. Man kommt auch zu Fuss oder mit Pferd hin bzw. über eine Schotterstrasse durch das Navajo Reservat, südlich des Sees. Wanderer benötigen eine Erlaubnis der Navajo Indianer. Die geläufigsten Wanderwege gehen von der Navajo Mountain Trading Post aus bzw. der mittlerweile leer stehenden Rainbow Lodge – beide jeweils ca. 21km lang.

Der Glaube der Navajo besagt, dass man weder zu nahe kommen noch sich unter der Brücke aufhalten soll. Dies sollte respektiert werden und wird bei den geführten Bootstouren auch immer wieder erwähnt.

Der Bau des Glen Canyon Dam began in 1956 und war 1963 fertig. Danach dauerte es 17 Jahre, bis 1980, um den Damm vollkommen zu füllen. Kostenlose geführte Touren werden angeboten um den Damm und das Kraftwerk zu besichtigen.

Unterkünfte auf der Utah Seite des Lake Powells gibt es in den Bullfrog und Hall’s Crossing Marinas. Auf der Arizona Seite, in Page gibt es die Wahweap Lodge direkt am See und einige Hotels und Motels im Ort.

Canyonlands ist Utah’s grösster Nationalpark und liegt in der Nähe von Moab. Bei einer Grösse von ca. 1300 qkm könnte man den Rest seines Lebens hier verbringen und doch nie alles erkunden. Der Colorado und Green River haben im Laufe der Jahrtausende tiefe Schluchten durch die Colorado Hochebene geschnitten und den Park in drei Sektionen aufgeteilt – Island in the Sky, Needles und Maze. Benannt nach deren geologischen Merkmale, sind alle drei Sektionen ziemlich unterschiedlich. Zwischen den einzelnen Sektionen gibt es innerhalb des Parkes keine Strassenverbindungen. Aus diesem Grund schafft man auch nur einen oder zwei an einem Tag

Island in the Sky – ist die höchste und nördlichste Sektion und sitzt auf einer massiven Hochebene, eben wie eine ‚Insel im Himmel’. Eine 36km lange Strasse führt zu einigen der spektakulärsten Aussichten in das Canyonland. Vom Grand View Point Overlook kann man an die 150km in alle Richtungen Canyon über Canyon sehen. An mehreren Aussichtspunkten kann man ca. 300m runter auf den White Rim sehen, eine Sandsteinbank, die den Konturen des Plateaus folgt.

The Needles – eine 16km landschaftlich reizvolle Strasse gibt dem Besucher eine Kostprobe warum diese Sektion ‚The Needles’ heisst. Hochragende Sandsteingebilde prägen diese Gegend, nur unterbrochen von einer Vielzahl weiterer Felsformationen wie Spalten, Steinbögen und Schluchten, bieten ein unvergessliches Schauspiel. Diese Tour kann man in ein oder zwei Stunden absolvieren. Viele dierser fantastischen Felsformation sowie prähistorische Indianerruinen, Felszeichnungen und Piktogramme sind jedoch im Hinterland und nur mit Geländewagen oder durch lange Wanderungen  erreichbar.

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The Maze – gilt als die wildeste Sektion im Canyonlands und auch als der abgelegenste. Dort finden Sie ein verwirrendes Durcheinander von Schluchten die als ‚80qkm grosses Sandsteinpuzzle’ beschrieben werden. Falls Sie Einsamkeit suchen und für die Herausforderung gerüstet sind, ist die Maze genau das Richtige.

Etwas nordwestlich vom Maze Distrikt gibt es noch den Horseshoe Canyon, der durch geisterhaft wirkende überlebensgrosse Figuren besticht, die an den Felswänden der Great Gallery zu besichtigen sind. Diese Figuren wurden vor 2000 Jahren von prähistorischen Einwohnern gemalt, die damals in Canyonlands lebten.

Zum Canyonlands National Park kommen Sie über zwei Anfahrtswege: Vom Highway 313 gibt es eine Ausfahrt, die Sie zum Dead Horse Point im ‚Island in the Sky’ Distrikt bringt. Der Eingang zum ‚Needles’ Distrikt liegt südlich von Moab am Highway 211. Die Zufahrt zum ‚Maze’ Distrikt ist eine Kombination aus unbefestigter und Schotterstrasse – am besten nur mit Geländewagen versuchen.

Besucherzentren gibt es sowohl im ‚Island in the Sky’ wie auch im ‚Needles’ Distrikt; Touristenbüros gibt es in Moab und Monticello.

Der Eintritt zum Canyonlands National Park kostet $10 und ist gültig für sieben Tage. Falls Sie mehrere Nationalparks besichtigen, kommen Sie günstiger weg mit dem Jahrespass ‚America the Beautiful – National Parks and Federal Recreational Lands Pass’ für $80.

Eine Erlaubnis benötigen Sie zum Wandern, Camping, Mountain Bike fahren, für Flussfahrten und Geländewagentouren. Evtl. Gebühren können zusätzlich zum Eintritt anfallen.

Übernachtungsmöglichkeiten finden sich in Moab zu genüge. Die Kleinstadt ist für Touristen bestens gerüstet und ausgestattet.

 

Zu finden unter: Reisen & Abenteuer, Utah
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Dieser Artikel erschien in Ausgabe 01/2008 von Spirit of the West Magazine
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